
Wittmann: Riesling Westhofen Brunnenhäuschen Großes Gewächs 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2027–2049
- Verpackt in: 3er
- 9
- mineralisch
- frische Säure
- 3
- Lobenberg: 97–100/100
- Suckling: 98/100
- Lobenberg in Wiesbaden: 97–99/100
- Decanter: 97/100
- 6
- Deutschland, Rheinhessen
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Wittmann, Mainzer Straße 19, 67593 Westhofen, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Riesling Westhofen Brunnenhäuschen Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Untergrund des Brunnenhäuschens ist Terrarossa. Reiner Kalkfelsuntergrund, über dem dann roter, durch Eisen gefärbter Ton liegt. Südexposition. Uralte Reben. Ein Teil des Brunnenhäuschens wird auch Abtserde genannt, den ja nur Klaus-Peter Keller bewirtschaftet. Eine eher kühle Lage in der Nähe des Morsteins mit 220 Meter Höhe und guter Belüftung. Das ergibt extrem filigrane Weine. Gleichzeitig hat er eine wärmere, cremigere Stilistik als im Kirchspiel durch den eisenhaltigen Boden, zugleich hat es immer diese abgespacete Eleganz, dieses leicht Abgehobene. Das Brunnenhäuschen hat immer einen gewissen Zauber. Die Nase des 2022ers ist kühl und elegant, zeigt ganz feine Noten von reifer Amalfizitrone, von Bergwiesenkräutern, Menthol und Tonic Water. Diese betörende Ätherik, die kühle Kräuterwürze ist hier schon sehr ausgeprägt in diesem Jahr. Er ist vielleicht der klassischste Wein in der Range dieses Jahr, weil er so gerade und in sich ruhend ist, so unaufgeregt und total entspannt ist. Was für ein Ereignis im Mund, weil er eben nicht laut ist, weil er nicht drückt und schiebt wie verrückt, weil er nicht säuregeprägt oder scharf ist. Nein, weil er einfach schön und fein ist, weil er perfekt in sich ruhend wirkt. Er gleitet seidig-weich und in völliger Ruhseeligkeit über den Gaumen. Die Anmut eines großen Weines hat er, der überhaupt nichts beweisen muss durch irgendeine Art der Extreme, sondern einfach mit perfekter Balance und allerfeinstem, unangestrengten Trinkfluss. Wenn mehr Rieslinge so wären, hätte die Rebsorte auch noch mehr Fans. Das ist einfach unglaublich schick, lang, getragen, ultrafein und abgehoben. Brunnenhäuschen eben, aber so relaxed und in buddhistischer Balance wie selten zuvor. Es wird eine Freude sein die Reife dieses feinen Rieslings zu begleiten. 97-100/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Suckling über: Riesling Westhofen Brunnenhäuschen Großes Gewächs
-- Suckling: What a breathtakingly vibrant and delicate nose this great riesling GG has! A ray of light falls through a high window and falls on the floor at your feet. Super-focused and crystalline on the medium-bodied palate where the power is masterfully underplayed. This has an exotic side, but it is so restrained. Incredibly long, pure finish. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2024. 98/100

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Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Westhofen Brunnenhäuschen Großes Gewächs
-- Lobenberg in Wiesbaden: Rauchig und fein in der Nase. Stein. Blütenduftig. Ultrafein im Mund. Auch hier blumig. Keinerlei Aggression im Mund, erinnert mich an ultrafeinen Grünen Veltliner von HM Lang. Wunderbar, Genuss pur. 97-99/100

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Decanter über: Riesling Westhofen Brunnenhäuschen Großes Gewächs
-- Decanter: The Brunnenhäuschen site is directly adjacent to the more famous Morstein and has a similar soil structure: reddish, with clay marl, limestone and water-bearing layered limestone rocks in the subsoil, which showed great advantage in the warm and dry 2022. This gives the Riesling an almost cool-seeming brilliance, with a slight smokiness over the apple and citrus fruits. The acidity is smooth and ripe, but also powerful. On the palate, it also makes a strong impression: intensive and lasts incredibly long. 97/100
Wittmann
Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...
