Lobenberg: 80% aus dem Morstein, 20% aus dem Brunnenhäuschen, zum Teil aus Weinbergsselektion und zum Teil aus deklassierten Fässern dieser Großen Gewächse. Hier sind auch alle jüngeren Reben (alle unter 25 Jahre alt) aus dem Brunnenhäuschen mit drin, die noch nicht weit genug sind um GG-Qualität darzustellen. Das Brunnenhäuschen hat stark eisenhaltige Böden, deshalb rot gefärbt. Die Böden insgesamt sind Ton und Mergel. Der Westhofener Riesling soll genau diese Kalkmineralität von Brunnenhäuschen und Morstein haben. Es ist also weit mehr als ein Ortswein. Es ist ein GG Zweitwein. Ab 2017 hat der VDP Rheinhessen beschlossen, dass die Ortsweine, die ja schon von der Bestimmung her nur aus Ersten und Großen Lagen kommen dürfen, dann entsprechend dokumentiert werden müssen. Und da es sich bei diesem Wein nicht um eine Lagenbezeichnung handelt, denn Westhofen ist der Ort, aber der Wein eben nur aus Ersten und Großen Lagen kommt, steht jetzt Westhofener Erstes Gewächs auf dem Etikett. Es bleibt bei der Dreistufigkeit im VDP Rheinhessen, aber der Ortswein wird eben um die Zusatzbezeichnung Erstes Gewächs aufgewertet. Und dadurch wird dokumentiert, dass in Rheinhessen die sonst vierte Stufe komplett in die dritte Stufe integriert ist. Die Nase ist auf der einen Seite typisch 2017. Wir haben auf der einen Seite diese fast überbordende, wunderschöne, gelbe europäische Frucht. Der Wein hat überhaupt keinen Hauch von Botrytis. Das ist blitzblank und bei Wittmann gilt das gleiche was bei Keller zuvor auch schon galt: Wir sind schon in der Nase zum Reinspringen schön. Wunderbare Apfel, Birne, Quitte, Tee, Zitronengras. Aber mehr lecker als mineralisch. Mehr rund und fruchtig, als würzig scharf. Trotzdem keine Rauchnoten darüber. Der Mineralabdruck vom Kalkstein. Im Mund wird dann deutlich wo der Wein herkommt. Die Saftigkeit geht trotz der Mineralität nicht verloren. Das Leckere bleibt, aber es kommt satte Kalkstein-Mineralität dazu. Zieht sich bis ganz nach hinten. Der Wein muss gewaltige Extraktmengen haben, denn die Süße dieses ziemlich auf Null durchgegorenen Weines kommt ausschließlich aus dem Extrakt und nicht aus einer Zuckersüße. Lang, salzig und sehr fein. Dabei immer lecker bleibend. Vielleicht nicht ganz so außergewöhnlich in diesem Schicken, Abgehobenen, Verspielten wie 2016. Etwas bodenständiger, dafür eben intensiver in reicher und leckerer Frucht. Auf jeden Fall ein Wein, der ohne Probleme an Große Gewächse kleinerer Spielart herankommt. Wie immer ein echter Kracher. Und ich finde mit dieser Zusatzbezeichnung „Erstes Gewächs“ wird das noch besser dokumentiert. Ich bin aber doch sehr froh, dass der VDP Rheinhessen dreistufig geblieben ist. 96/100