Lobenberg: Morstein ist eine kühle Lage auf 250 Metern Höhe. Der untere und mittlere Teil besteht aus reinem Kalkstein. Kalk- und Tonmergel auf einem Kalksteinfels. Entsprechend hohe Eleganz. Durch die Lage, die sich über verschiedene Höhen zieht und die Windoffenheit hat der Morstein sowohl warme als auch kühlere Ecken. Der Morstein hat durch ausreichende Tongehalte im Boden auch in trocken-heißen Jahren kaum Trockenstress. Philipp Wittmann sagt, im Morstein muss man jede Rebe beim Vornamen kennen, um dieser hohen Komplexität der Lage ausreichend Herr zu werden. Und wenn die Lage einer kennt, dann er. Hier kommt in der Nase eben auch Kühle, hier kommt Stein, hier kommt auch so etwas wie das Kräutrig-kühle aus blauem Schiefer. Diese ätherische Kräuter-Kühle betreffend ist es eine gute Analogie zu den Blauschiefer-Lagen der Mosel, auch wenn er ansonsten wenig damit gemein hat. Dann schieben sich auch Feuerstein, pinke Grapefruit, ultrafeine Zitrusnoten in die Nase. Unglaublich fein für einen Morstein, fast filigran wirkend momentan. Aber das ist gewissermaßen nicht unnormal für den Morstein in der Jugend, seine Komplexität und Power entfaltet er erst über die Reife. Später kommen die Erhabenheit und der Druck. In der Jugend kann man ihn fast unterschätzen, ob dieses Understatements. Wenngleich 2020 schlanker und ziselierter daherkommt als das Power-Jahr 2019 in der Jugend. Morstein kann schon fett werden, aber das wäre genau das Gegenteil dessen, wie KP Keller und Philipp Wittmann arbeiten. Hier geht es nur um Finessen, Feinschliff und mineralischen Zug. Und 2020 ist genau der Jahrgang dafür. Diese Präzision und Klarheit kommen hier voll zum Tragen. Dieses Schwebende, Kristalline. Klar wie ein Gebirgsquell, der über Kieselstein läuft, man schmeckt die makellose Gesundheit der Trauben in dieser glockenklaren Aromatik. Geröllhalde, Birnenschalen und Quitte im Mund. Nur Finesse und Spiel, es gibt nichts Schweres in diesem filigranen Wunderwerk. Der Morstein zieht sich subtil in die Länge, klingt ewig nach, wirkt aber nur wie eine feinziselierte, unterschwellige, quasi schwebende Belegung des Mundraums. Ketzer könnten sagen, dass er fast zu perfekt ist. Aber ist es nicht gerade diese perfekte Finesse, die wir alle suchen? Das ist ein großer Riesling und ganz klar einer meiner liebsten Morsteine der letzten Jahre mit dieser extraterrestrischen Präzision und Finesse. 98-100/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Erhaben und hochintensiv zugleich, ein feinster Kracher. Jedes Jahr. Immer. Einer der beständigsten GGs Deutschlands. 99-100/100