Lobenberg: Der Untergrund des Brunnenhäuschens ist Terrarossa. Reiner Kalkfelsuntergrund, über dem dann roter, durch Eisen gefärbter Ton liegt. Südexposition. Uralte Reben. Ein Teil des Brunnenhäuschens wird auch Abtserde genannt, den ja nur Klaus-Peter Keller bewirtschaftet. Eine eher kühle Lage in der Nähe des Morsteins mit 220 Meter Höhe und guter Belüftung. Das ergibt extrem filigrane Weine. Gleichzeitig hat er eine wärmere, cremigere Stilistik als im Kirchspiel durch den eisenhaltigen Boden. Die Eleganz kommt durch die alten Reben im Kalkstein. Was erstaunlich ist, dass Brunnenhäuschen und Morstein, ob der Bodenbeschaffenheit, trotzdem die voluminöseren und tieferen Weine bringen. Diese werden in der Regel, weil sie auf über 200 Meter liegen, später gelesen als das Kirchspiel. Deutlich kühlere Nase und auch mehr Zitrusfrucht als das Kirchspiel. Kumquat, Grapefruit, Nektarine, auch Orangenblüte. Ebenso wie das Kirchspiel schlank und hochfein in der Art. Feinsalzige, elegante Textur. Viel weiße Johannisbeere, Grapefruit, Fleur de Sel. In seiner kristallinen und puren Art schon erstaunlich zugänglich. Der Abgang ist extrem auf der Finesse laufend. Es gibt hier keine Power, gar nicht so viel Druck. Es läuft nur auf Transparenz und Klarheit. Ultrafiligran und tänzelnd, sehr geschliffen. Fast purer Traubensaft. Vielleicht weniger beeindruckend als 2019, aber dafür noch feiner, noch präziser texturiert, aber eben etwas subtiler in der Ausdrucksweise. Ich finde das steht überhaupt nicht hinter dem grandiosen Vorjahr 2019 zurück, es ist nur anders geartet. Ich schätze diese Finesse von 2020 fast noch höher als die Konzentration und Power von 2019. Das Brunnenhäuschen 2020 ist ultraschick und delikat. 97-100/100