Lobenberg: Der Untergrund des Brunnenhäuschens ist Terrarossa. Reiner Kalkfelsuntergrund, über dem dann roter, durch Eisen gefärbter Ton liegt. Südexposition. Uralte Reben. Ein Teil des Brunnenhäuschens wird auch Abtserde genannt, den ja nur Klaus-Peter Keller bewirtschaftet. Eine eher kühle Lage in der Nähe des Morsteins mit 220 Meter Höhe und guter Belüftung. Das ergibt extrem filigrane Weine. Gleichzeitig gibt es eine wärmere Stilistik als im Kirchspiel. Die Eleganz kommt durch die tiefwurzligen Reben im Kalkstein. Was erstaunlich ist, dass Brunnenhäuschen und Morstein ob der Bodenbeschaffenheit trotzdem die voluminöseren und fülligeren Weine bringen. Diese werden in der Regel, weil sie auf über 200 Meter liegen, später gelesen als das Kirchspiel. Deutlich kühlere Nase und auch mehr Zitrusfrucht als das Kirchspiel. Die insgesamt für dieses Jahr stehende Kumquat wird etwas überdeckt von Orangenzesten und warmer, reicher, pinker Grapefruit. Dann kommt auch Birne dazu, die ebenfalls Pate steht für dieses warme Jahr 2017. Schöne Frucht im Mund, die mit einer schönen, warmen Textur in den Mund tritt. Auch hier wieder diese Birne. Unglaublich lecker und dazu eine schöne Länge. Das macht Rheinhessen dieses Jahr vielleicht so gut. Die Weine sind lecker, sind da, und sie zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Das war 2016 ja auch der Fall, aber das Jahr war so stylisch und so geschliffen in einer Eleganz, die man so selten erlebt. Da ist 2017 ein kleines bisschen direkter präsent, wenn auch unruhiger. Ein wärmeres Brunnenhäuschen in der spezifischen Stilistik wie dieser Wein daherkommt. Von daher ein tolles Großes Gewächs ohne die Eleganz von 2016 zu erreichen, dafür ist er aber saftiger und reicher und leckerer. 97-99/100