Lobenberg: Der Untergrund des Brunnenhäuschens ist Terrarossa. Reiner Kalkfelsuntergrund, über dem dann roter, durch Eisen gefärbter Ton liegt. Südexposition. Uralte Reben. Ein Teil des Brunnenhäuschens wird auch Abtserde genannt, den ja nur Klaus-Peter Keller bewirtschaftet. Eine eher kühle Lage in der Nähe des Morsteins mit 220 Meter Höhe und guter Belüftung. Das ergibt extrem filigrane Weine. Gleichzeitig gibt es eine wärmere Stilistik als im Kirchspiel. Die Eleganz kommt durch die tiefwurzligen Reben im Kalkstein. Was erstaunlich ist, dass Brunnenhäuschen und Morstein ob der Bodenbeschaffenheit trotzdem die voluminöseren und fülligeren Weine bringen. Diese werden in der Regel, weil sie auf über 200 Meter liegen, später gelesen als das Kirchspiel. Die Nase des Brunnenhäuschens ist eine völlige andere als die des Kirchspiels. Sehr viel wärmere Frucht. Gelbe Frucht, nicht weiße Frucht. Mango, ein bisschen reife Quitte, Bratapfel, reife Birne, auch ein Hauch Ananas. Aber nichts Exotisches, alles blitzsauber. Es gab gar keine Botrytis. Im Mund Mango, Orangenschale, ganz reife Birne, Nektarinensaft, roter Pfirsichsaft. Trotzdem fein. Dann deutlich Apfel und final sehr viel purer Traubensaft. Das Ganze toll verwoben, sehr fein bleibend. Die Säure ist komplett reif. Es gibt nichts Spitzes. Wenn es im Westhofener Riesling noch ein etwas lauteres Poltern gab ob der etwas intensiveren, präsenteren Säure, ist dies hier im Brunnenhäuschen komplett integriert. Alles ist fein, alles schwebt. Nichts kracht. Es ist lecker, köstlich. Sehr ruhig und sehr harmonisch verwoben. Der Wein trinkt sich fast ein bisschen als habe er nicht 10, sondern 20 Monate auf der Hefe gelegen. Er hat diese Reife, die Ruhe in sich, die es braucht um ein großer Riesling zu sein. Er hat schon fast sekundäre Aromenstruktur im Mund. Das trinkt sich so cremig, reif und angekommen. Ein anderes Brunnenhäuschen als 2015. Aber ein sehr feines, erhabenes, leckeres GG. 100/100