Lobenberg: In den Weißburgunder S gehen nur selektionierte Trauben ein. Das sind alte Rebanlangen von 40 bis 50 Jahren in sehr guten Parzellen. Hier hängt Tim Fröhlich schon viel Herzblut rein. Ausbau in hochwertigen französischen Tonneaux, ein kleiner Teil auch im Stahl. Der Weißburgunder zeigt die selbe verblüffende Mineralität und Kühle wie die Rieslinge von Tim Fröhlich. Feuerstein und weißer Pfirsich in der Nase, ein bisschen Meersalz, auch Apfelnoten, schön schlank und frisch. Tolles Holz. Die Kühle des Jahrgangs steht den Burgundersorten richtig gut, es ist rassig und knackig. Die Frucht steht hier wie bei den meisten Weinen von Schäfer-Fröhlich nie im Vordergrund, das ist schon eher würzig. Leichte Hefenoten kommen dazu, etwas Schmelz. Sehr elegant, fein verwoben, nur ein ganz kleiner Touch Holzunterlegung. Im Mund kommt dann richtig viel Schub dazu, kommt mehr spürbares Holz, was dem Weißburgunder S guten Auftrieb verleiht. Insgesamt cremiger werdend auf grüner Birne, druckvoller Körperbau und engmaschige Struktur. Sehr harmonisch und pur im Fröhlich-Stil, schönes Volumen und charmante Frucht. Der Weißburgunder S brilliert vor allem durch seine Klarheit, Strahlkraft und Balance. Der 2021er ist noch anspruchsvoller als zuvor und weil er so knackig-frisch ist, passt er sogar hervorragend zu Seafood. Hier läuft nichts in die Breite. Während die Nase im typisch steinigen Fröhlich-Stil gehalten ist, zeigt der Mund angenehm viel Schmelz und saftige Cremigkeit. Schick! 94/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.