Riesling Schiefertanz 2022

Weingut Dr. Kauer: Riesling Schiefertanz 2022

BIO

Zum Winzer

93
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2032
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 93/100
Falstaff: 91/100
6
Deutschland, Mittelrhein
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Schiefertanz 2022

93
/100

Lobenberg: Weil Kauer von den trockenen Prädikatsweinen abweicht und auf Regionalbezeichnungen umstellt, ist das trockene Kabinett aus dem Kloster Fürstental nun der Schiefertanz geworden. Dennoch steckt hier 100 Prozent Kloster Fürstental drin. Dr. Kauer ist einer der führenden Professoren der Geisenheimer Wein-Universität, und als Bio-Pionier arbeitet er seit 1982 hier auf einem winzigen Weingut von 4 Hektar. Mittlerweile ist auch die Tochter im Betrieb, ebenfalls Geisenheimerin. Nur Steillagen, alles Handarbeit und kleine Erträge. Die Wolfshöhle in Bacharach ist mit Sicherheit die renommiertere Lage, auch weil sie über den VDP als Große Lage klassifiziert ist, weil hier Mitglieder ansäßig sind. Die Lage Kloster Fürstental ist nicht klassiert, weil es hier keinen VDP’ler gibt. Laut Randolf Kauer ist das Kloster Fürstental aber grundsätzlich auf Augenhöhe und wäre sicher auch eine Große Lage. Durch die Lage in einem Seitental ist es hier etwas früher schattig, zudem ist es teils ein Osthang, also besonders kühl. Früher war das ein Hindernis, heute ist es ein Segen, gerade für Kabinette. Hier kann man noch wirklich echte, trockene Kabinette keltern, mit schlanken 11 Prozent Alkohol. Sowas geht fast nur noch im Mittelrheintal auf diesen quarzithaltigen Schiefern. Sehr kühle Zitrusnase, sehr viel kristalline Mineralität, duftiger Pfirsich. Der Kloster Fürstental hat etwas mehr Vibration, ist kerniger und zupackender als die etwas rundere Wolfshöhle. Sehr lecker-animierende, süße Zitrone im Mund, feines Salz am Rand. Tolles Spannungsfeld aus der saftigen, verspielten Frucht und der scharfen Mineralität. Salzige Säurespur, die den Wein auf der Zunge tanzen lässt, stahlig und frisch wie Gletscherwasser. Feine Wiesenkräuter im herbsaftigen Nachhall. Mittelrhein vom Feinsten, klassischer geht Steillagen-Riesling kaum. 93/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

91
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Falstaff über: Riesling Schiefertanz

-- Falstaff: Im verschlossenen, aber nicht im Übermaß hefigen Duft nimmt man Noten von Orange und Melisse wahr. Im Mund ist der Wein straff, saftig, gebündelt und schlank, aber mit gutem Extrakt, sogar eine Prise Phenolik ist da. Die Säure hat Prägnanz, ist aber nicht grob. Trinkigkeit und Eleganz! 91/100

Mein Winzer

Dr. Kauer

Das Weingut Dr. Kauer ist einer der winzigen Familienbetriebe wie sie typisch für die Region des Mittelrheintals sind. Gleichzeitig ist Kauer als absoluter Bio-Pionier doch ein sehr außergewöhnlicher Betrieb. Dr. Randolf Kauer ist nicht nur Winzer, sondern auch Professor für ökologischen Weinbau an...

Riesling Schiefertanz 2022