Lobenberg: Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Welschriesling am Eisenberg mehr wurde als nur eine Randnotiz im Rotweinbuch des Südburgenlands. Wachter-Wiesler schreiben nun ein neues Kapitel – mit Nachdruck, aber ohne Drama. Dieser Wein ist der Beweis: Wenn Welsch, dann bitte so. Un nun auch endlich offiziell in der DAC zugelassen. Von 40 bis 60 Jahre alten Reben in den Spitzenlagen Fasching, Saybritz und Hummergraben. Eisenreicher Grünschiefer, geduldiger Ausbau in einem einzigen, gebrauchten 600-Liter-Fass – und plötzlich ist da ein Weißwein, der leiser spricht, aber deutlicher klingt als viele seiner lauten Kollegen. In der Nase wirkt er zuerst kühl und fast zurückhaltend – wie eine Bergwiese vor dem Regen: weiße Blüten, zerstoßene Limettenblätter, nasser Stein, ein Hauch von Bienenwachs. Mit Luft dann dichter, wärmer: reife Quitte, gelber Apfel, frischer Fenchel. Das Holz ist spürbar, aber absolut hintergründig, mehr Strukturgeber als Aromenlieferant. Am Gaumen dann absolut präzise, wie ein Seismograph. Er tastet sich in den Mund, fast schwebend, und legt doch die ganze geologische Geschichte des Eisenbergs offen. Die säurebetonte Frische kommt ganz natürlich, nie spitz. Stattdessen gleitet eine salzig-mineralische Ader von Anfang bis Ende durch. Der Körper bleibt stoffig, nie fett, mit einem Hauch von roher Mandelnote und dieser typischen, subtil tabakigen Würze, die den eisenhaltigen Böden zu eigen ist. Das Ganze endet mit einem griffigen, kräuterigen Nachhall, der eher an den Leithaberg erinnert als an klassische Welschriesling-Zonen – und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Wachter-Wiesler gelingt mit dem Welschriesling Eisenberg ein echter Herkunftswein, der zeigt, wie viel Tiefe, Salz und Struktur in dieser lange unterschätzten Sorte steckt – vorausgesetzt, man lässt sie. Hier wird nichts gemacht, sondern alles zugelassen. Nur eben auf allerhöchstem Niveau. Es gibt nur ein Fass von dieser Rarität, aber genug Stoff für eine ganze Diskussion. Oder einfach für einen Abend, an dem sich Weißwein mal nicht erklären muss.