Lobenberg: Der Clos d’Eugenie liegt mitten im Ort, unweit von La Tâche, genau an der Domaine, quasi wie ihr Garten eigentlich. Vergoren mit einem hohen Rappenanteil von rund zwei Dritteln und mit rund einem Drittel auch etwas mehr Neuholz als beim Village. Die Weine verbleiben alle ungeschwefelt bis nach der Malo. Sehr schöne, glockenklare dunkelblaue Frucht, Schwarzkirsche, wilde Blaubeere, Johannisbeere, viel Veilchen, verspielt, duftig. Auch hier begeistert vor allem diese hochkonzentrierte Feinheit, diese immense Dichte, die total schwerelos daherkommt. Die Rappen geben eine aufregende, leicht angeraute Textur im Mund, samtige Schwarzkirsche, Bitterschokolade, ganz feinkörnig und anschmiegsam. Im Nachhall kommt die reiche Fruchtsüße aus der dunklen Kirsche dann unaufhaltsam angerauscht, aber immer auch von der leicht herben Note nach Graphit, Unterholz und edlem Kakao begleitet. Voluminös, saftig und charmant gleitet alles über den extrem polierten, beinahe zarten Tanninteppich. Wie beim Vosne-Romanée Village obsiegt auch hier der Fruchtdrück über die Tannine. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Balance aus hochkonzentrierter Frucht, perfekter Phenolreife und fein ziselierten Säuren, mache ich mir keine Sorgen, dass dieser Jahrgang nicht Jahrzehnte halten kann. Wie 2009, bloß mit mehr Frische unter der Power! 94-95/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.