Lobenberg: Der Premier Cru Aux Brulées zählt zweifelsohne zu den größten Terroirs des Burgund. Bekannt wurde die Lage vor allem durch den legendären Kultwinzer Henri Jayer. Hier wachsen einige der gesuchtesten Weine der Côte d’Or, denn sie erreichen oft Grand Cru Niveau. Die Lage befindet sich leicht oberhalb des famosen Richebourg Grand Cru und profitiert von ihrer warmen Exposition. Der Anteil von d’Eugenie ist eine rund 1 Hektar große, zusammenhängende Parzelle, das Rebalter beträgt hier 60 Jahre. Der Aux Brulées von d’Eugenie wird nach einer vier- bis fünftägigen Kaltmazeration mit 60% Ganztrauben vergoren, das ist das Minimum für Kellermeister Michel Maillard. Der Ausbau erfolgt zu zwei Dritteln in neuen Barriques. Diesen Wein probiere ich direkt im Anschluss an den Vosne-Romanée Clos d‘Eugenie. Ich hätte dementsprechend in der Nase noch mehr Wucht und Power erwartet, denn der Clos d’Eugenie hatte davon reichlich – aber hier werden wir ganz im Gegenteil nur feiner. Wir bleiben bei der Jahrgangs- und Eugenie-spezifischen roten und schwarzen Johannisbeere mit etwas Brombeere dahinter. Diese irre schwarzfruchtige Konzentration, diese wahnsinnige Spannung, doch der 1er Cru ist dabei eben auch unglaublich fein. Eine leichte Jodwürze liegt über den Johannisbeeren und den Brombeere, dann kommt langsam etwas schwarze Kirsche mit ein wenig Sauerkirsche dahinter. Auch sehr viel Graphit, fast Feuerstein-artig. Im Mund kommt dann die Explosion mit einer wirklich immensen Konzentration an roter und schwarzer Frucht. Hohe Säure, enorme Spannung, der Mund zieht sich zusammen, die Augen werden schmal. Das ganze zieht sich unendlich lang mit einer Säure- und Salzspur den Gaumen hinunter. Gott hat dieser Wein eine Spannung! Und das in dem von mir zuvor als leicht apostrophierten Jahr 2017. Ja, 17 ist kein Jahrhundertereignis wie 2016, dieses Wahnsinnsjahr im Burgund, welches nur leider durch Fröste so immens klein ausgefallen ist und sogar besser war als 2010 und überhaupt mit das beste Jahr das ich probiert habe. Aber 2017 zeigt sich für mich noch schöner als 2015 und ist durchaus auf dem Niveau von 2011, vielleicht sogar im Vorsprung, weil Spannung und Konzentration etwas höher sind. Während ich hier texte hört der Wein überhaupt nicht mehr auf. Diese rote und schwarze Frucht, diese leicht verbrannte Feuerstein-artige Mineralität, das Salz. Und immer wieder diese Frucht. Frucht ist ein gutes Stichwort, denn 2017 hat enorm viel davon und ist trotzdem nicht leicht. Einige Juroren haben mir im Voraus von einer Ähnlichkeit der 17er mit 2007 berichtet. Das betrifft aber für meinen Geschmack hier nur diese Leichtigkeit des Seins, diese Feinheit, diese Seidigkeit des Tannins – aber die Spannung und die Konzentration sind viel tiefer, fast immens. Der Wein braucht sicher keine 15 Jahre, um sich perfekt zu präsentieren wie die 2016er. Denn das wird bei 2017 durchaus schon in 7 bis 8 Jahren der Fall sein. Dennoch großer Stoff. 96-97/100