von Winning: Riesling Kalkofen Großes Gewächs 2023

von Winning: Riesling Kalkofen Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
voll & rund
frische Säure
mineralisch
Lobenberg: 96+/100
Suckling: 94/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kalkofen Großes Gewächs 2023

96+
/100

Lobenberg: Bitte die großen Gläser rausholen und bereit machen für diesen genialen Kalkofen! Während der Wein ins Glas läuft, kommt einem schon die kalkige Mineralität entgegen. Feine Reduktion die im ersten Moment an einen Burgunder erinnert. Nach ein paar Schwenkern mit dem Glas, kommen getrocknete Wiesenblüten zum Vorschein. Butterblume, ein paar feine Kräuter, Orangenschale, ein bisschen was von wirklich reifer, pinker Grapefruit auch. Tolle Süße-Frische-Komplexität schon in der Nase. Im Mund dann unheimlich geschliffen. Voller Grapefruitcharakter auch im Mund, dazu etwas Mandarine. Wunderbar saftig und im Grunde ein Archetyp Riesling aus Deidesheim, der einfach Freude bereitet. Der Kalkofen ist so ziemlich einzige Lage in Deidesheim, die wirklich namenhaft Kalk im Boden enthält, wobei auch das etwas zu relativieren ist: Kalkmergel, kein reiner Kalkfelsen, aber doch ein hoher Anteil, zusammen mit Mergel und Ton. Das ist eine Hochplateaulage. Eine windige und kühle Lage hier, auch weil es keine Südexposition für Von Winning ist. Deshalb wird Kalkofen immer spät geerntet. Die Weine sind frischer, rassiger und komplexer. Die Reben sind über 60 Jahre alt. Der Standard hier, mit der Ganztraubenpressung ohne Standzeit, spontan im Holz vergoren, Ausbau auf der Vollhefe bis kurz vor der Füllung. Die Holzfässer reichen vom Stückfass hinunter bis ins 500 Liter Tonneau. Überwiegend gebrauchtes Holz, ein wenig neues.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Riesling Kalkofen Großes Gewächs

-- Suckling: Very smoky with a compact core of vibrant citrus and chalky minerality, this medium-bodied Pfalz GG has a lot of drive and energy. Well-integrated oaky character with orange acidity that seems to leap across the palate. Excellent aging potential. Drink or hold.

Mein Winzer

von Winning

Unter der Federführung von Stephan Attmann ist von Winning in den letzten Jahren im Eiltempo an der Spitze angekommen! Von Winning ist dabei keine Neugründung, sondern der Rückbezug auf eine glorreiche Vergangenheit, entstanden aus der Masse des Weinguts Dr. Deinhard.

Riesling Kalkofen Großes Gewächs 2023