Lobenberg: Aurum bedeutet im Grunde: Das Gold aus der Wolfer Goldgrube von den allerältesten Reben. Es gibt nur 325 Liter von diesem Wein aus weit über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben. 2019, 2021 und 2022 gab es keinen Aurum. Der Wein ist auf wenige Gramm Restzucker durchgegoren. Wirkt auf den ersten Anschein gar nicht wie ein Moselriesling, vielleicht eher noch wie ein großer Chenin Blanc, sogar mehr noch als ein Burgunder. Ja, ein großer Chenin Blanc aus Südafrika mag hier Pate gestanden haben. Das Verblüffende ist, dass Daniel Vollenweider mir erzählte, als ich ihn auf eben diese Chenin-Blanc-Ähnlichkeit zu Südafrika ansprach, dass sein Praktikant Chris Alheit aus Südafrika war, der heute mit die besten Chenin Blancs der Welt erzeugt. Ein witziger Zufall. Das zeigt einmal mehr wie klein die Welt am Ende ist. Der Aurum zeigt deutlich mehr Extrakt und Schmelz in der Nase als der puristische, fast karge Schimbock. Die Goldgrube ist die etwas wärmere Lage als der Schimbock, hat nicht ganz diese brutale Puristik. Aurum zeigt mehr Extrakt, etwas mehr Reichhaltigkeit. Auf der Vollhefe liegend probiert, ist er in all seiner Konzentration und Kraft noch ein sanfter Riese. Der Mund ist balanciert und ruhig, dennoch von einer pikanten Frische durchzogen. Man spürt die unterschwellige Kraft, die da lauert. Extraktreich und sehr, sehr lang im Mund, nicht so brachial einschneidend wie der kühle Schimbock, sondern großrahmiger und satter. Wuchtig ist das Finale hier trotz der hohen Dichte und Intensität nicht wirklich. Aber eine irre aromatische Länge, zieht sich ewig hintenraus. Geniale Tanninstruktur, das ist das Spiel, das Vollenweider beherrscht wie kaum ein Zweiter an der Mosel. Aurum ist die Quintessenz der Goldgrube in einen harmonischen, seidigen, fein verwobenen, großen Moselwein komprimiert. 96-97/100