Vollenweider: Riesling Goldgrube Aurum 2023

Vollenweider: Riesling Goldgrube Aurum 2023

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2053
voll & rund
mineralisch
Lobenberg: 96–97/100
Suckling: 95/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Goldgrube Aurum 2023

96–97
/100

Lobenberg: Aurum bedeutet im Grunde: Das Gold aus der Wolfer Goldgrube von den allerältesten Reben. Es gibt nur 325 Liter von diesem Wein aus weit über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben. 2019, 2021 und 2022 gab es keinen Aurum. Der Wein ist auf wenige Gramm Restzucker durchgegoren. Wirkt auf den ersten Anschein gar nicht wie ein Moselriesling, vielleicht eher noch wie ein großer Chenin Blanc, sogar mehr noch als ein Burgunder. Ja, ein großer Chenin Blanc aus Südafrika mag hier Pate gestanden haben. Das Verblüffende ist, dass Daniel Vollenweider mir erzählte, als ich ihn auf eben diese Chenin-Blanc-Ähnlichkeit zu Südafrika ansprach, dass sein Praktikant Chris Alheit aus Südafrika war, der heute mit die besten Chenin Blancs der Welt erzeugt. Ein witziger Zufall. Das zeigt einmal mehr wie klein die Welt am Ende ist. Der Aurum zeigt deutlich mehr Extrakt und Schmelz in der Nase als der puristische, fast karge Schimbock. Die Goldgrube ist die etwas wärmere Lage als der Schimbock, hat nicht ganz diese brutale Puristik. Aurum zeigt mehr Extrakt, etwas mehr Reichhaltigkeit. Auf der Vollhefe liegend probiert, ist er in all seiner Konzentration und Kraft noch ein sanfter Riese. Der Mund ist balanciert und ruhig, dennoch von einer pikanten Frische durchzogen. Man spürt die unterschwellige Kraft, die da lauert. Extraktreich und sehr, sehr lang im Mund, nicht so brachial einschneidend wie der kühle Schimbock, sondern großrahmiger und satter. Wuchtig ist das Finale hier trotz der hohen Dichte und Intensität nicht wirklich. Aber eine irre aromatische Länge, zieht sich ewig hintenraus. Geniale Tanninstruktur, das ist das Spiel, das Vollenweider beherrscht wie kaum ein Zweiter an der Mosel. Aurum ist die Quintessenz der Goldgrube in einen harmonischen, seidigen, fein verwobenen, großen Moselwein komprimiert. 96-97/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
/100

Suckling über: Riesling Goldgrube Aurum

-- Suckling: Very concentrated and crystalline, with a wonderful interplay of flint and golden, autumnal fruit aromas, even a touch of freshly fallen leaves. Only medium-bodied but highly structured and intensely stony, with an uncompromisingly mineral finish. Made for long-term aging. Matured for two years in a 300-liter oak cask. Extremely limited production. From organically grown grapes. Drinkable now but best from 2027.

Mein Winzer

Vollenweider

Wenn Van Volxem eine Disney-Produktion ist, dann ist Daniel Vollenweider eine Arthausproduktion oder Kandidat für Cannes. Genau so muss man die Weine nämlich betrachten. Als großes Independent-Kino. Man muss sich schon mit der Materie vertraut machen und auch etwas Zeit lassen. Denn Vollenweiders...

Riesling Goldgrube Aurum 2023