Lobenberg: Der 2016er hat einen pH-Wert von 3,77. Totale Säure in der französischen Rechenart 3,3 Gramm. 14,5% Alkohol. Die Lese fand je nach Rebsorte vom 03. Oktober an bis zum 18. Oktober statt. Der Ertrag lag wie in 2015 bei 40 Hektoliter pro Hektar. Die Assemblage ist 85% Merlot, 14% Cabernet Franc und 1% Cabernet Sauvignon. Es gab für die alten Reben relativ wenig Stress, da diese auf reinem Lehm und Lehm-Kies stehen. Die alten Reben auf Lehm hatten also überhaupt kein Wasserproblem. Die Majorität liegt somit etwas mehr auf der Merlot. Der Hintergrund der Merlot-Orientierung bei VCC ist eben, dass die Cabernet Franc zum Teil auf Kies und Sand stehen, Trockenstress, und man hat in diesem Jahr nur das verwendet, was Lehm und Kies hatte, weil es dort einfach eine bessere Wasserversorgung hatte. Wie in den großen Jahren 2009 und 2010 ist 2016 also ein Merlotjahr. Eine tiefe, würzige, erdige Nase. Sehr viel reife Pflaume, dunkle schwarze Kirsche, auch Amarena. Sehr viel Üppigkeit ausstrahlend, aber ohne Fett, ohne Marmelade. Aber dicht und schiebend. Holunder, auch blumige Noten: Jasmin, etwas Minze. Scheint auch etwas würziger Wachholder dabei zu sein. Und dann Eukalyptus, wieder kommt die Minze hoch. Auch tiefe, würzige Maulbeere sowie Johannisbrotbaum. Ein richtig dichtes Früchtekompott. Der Mund ist fast zugänglich, ist einladend, macht sofort Freude. Wir haben hier eine ähnliche Fruchtkomposition wie in der Nase. Viel in der dunklen Frucht, viel in der Würze. Aber auch sehr viel Charme. Sattes Tannin, butterweich und geschliffen, keine spröden Ecken und Kanten. Guter Schliff und Geradeauslauf. Erst mit Belüftung kommt noch mehr Grip, mehr Struktur zum tragen. Die Frische, die hohe Säure. Insgesamt für Vieux Chateau Certan ein ziemlich wuchtiges, massives Jahr. Nicht so fein, filigran und Cabernet-Franc-orientiert wie 2015 sondern etwas monolithischer. Dabei hoch komplex in Nase und Mund. Aber alles in der dunklen Würze und Frucht langlaufend. Im Mund wieder Holunder, wieder Johannisbrot mit der süßen Maulbeere. Keinerlei Konfitüre. Und durchaus hoher, sehr geschliffener, feiner Tannindruck. Sehr intensiv. Würzig, mineralische, salzige Zungenbelegung. Ein sehr gelungener Vieux Chateau Certan aber wie schon 2009 und 2010 anders als der hauseigene Stil der Superfinesse. Dieser Vieux Chateau Certan ist ein Wein für ewiges Leben. Egal ob 50, 60, 70, 80 Jahre. Ich bin sicher, dass wird ein Wein für eine ewige Lagerzeit. Nicht mein Lieblingsstil, aber grandios. 99-100/100