Lobenberg: Roncaglie ist eine der westlichsten Lagen in Barbaresco. Wenn man auf Barbaresco zufährt, ist es einer der ersten Weinberge. Das Weingut Vietti hat diesen 2,5 Hektar Weinberg voll bestockt mit alten Reben vor einigen Jahren kaufen können. 2018 war der erste Jahrgang, der veröffentlicht wurde. Die über 30 Jahre alten Reben stehen in perfekter Süd-West-Ausrichtung auf Sand und Kalkmergel. Bis einschließlich des Jahrganges 2017 wurde unter »Masseria« ein Blend aus verschiedenen Cru-Lagen von Treiso und Barbaresco abgefüllt, seit dem Jahrgang 2018 ist der Roncaglie Masseria ausschließlich aus dieser Lage. Der alte Masseria ist eigentlich eine Nostalgie von Lucas Vater. Der Wein hat heute nichts mehr damit zu tun, denn ursprünglich war das ein gepachteter Weinberg, aber die Pacht lief aus. Heute ist es dagegen eine waschechte Cru-Lage und dieselbe Lage, aus der Angelo Gajas Sori Tildin und Costa Rossi kommen. Also best of the best! Brillantes Rubinrot mit leichtem Orange. Die Nase ist fein duftig, kräutrig. Fast schwebend. Sie erinnert an einen Burgunder, der mit Ganztrauben vergoren wurde, aber das ist hier gar nicht der Fall, denn bei Vietti werden alle Trauben entrappt. All diese Duftigkeit kommt zu 100 Prozent von der Lage allein. Ich bin begeistert. Die Nase ist so fein, so duftig mit zarten Blüten und Orangenschale. Im Mund hat dieser Roncaglie eine fantastische Präzision, das Wasser läuft im Mund zusammen. Der Wein ist linear mit feinen, reifen Tanninen und einer intensiven kalkhaltigen Mineralität. Das ist klar hier ein Jahrgang der Perfektion, aber auch ein Jahrgang für den Keller. Denn dieser große feine Wein wird an Finesse zulegen. Das ist kein Opulenz-Wein, sondern ein Finesse-Wein aus einem großen Jahr. Barbaresco – so fein, so geschliffen und poliert. 2019 ist DAS Jahr für Barbaresco. 98-100/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.