Lobenberg: Der Viejas Tinajas wächst in einer Einzellage in den kühlen Küstenweinbergen des Itata Valley im Süden Chiles. Dieses Tal gilt als Wiege des chilenischen Weinbaus Mitte des 16. Jahrhunderts. Wie die Maremma in der Toskana, die Rias Baixas in Galizien oder Sonoma in Kalifornien sind auch hier die Küstenlagen etwas kühler und regnerischer als das Inland. De Martino bewirtschftet die Lage ohne Bewässerung und arbeitet mit dem Pferd im Weinberg, ganz ohne Technik wie es früher war. Um dieser Tradition treu zu bleiben, wird der reinsortige Cinsault in alten Tinajas ausgebaut, also den typischen Tonamphoren. Ausgegrabene Überreste belegen, dass diese auch schon Mitte des 16. Jahrhunderts im Itata Valley zur Weinbereitung verwendet wurden. Dementsprechend ist die Nase etwas wild und positiv dirty. Zur roten Frucht von getrockneten Waldbeeren, Dörraprikose und Orangenschale kommen würzige Noten nach Moschus, Leder und tropischen Süßhölzern. Der spezielle Ausbau gibt eine weitere Dimension und höhere Komplexität in diesen Wein. Der Mundeintritt ist überraschend kühl und sehr saftig mit frischer roter Frucht von Cranberry, Johannisbeere, Wildkirsche und salziger Himbeere. Im Nachgang kommt wieder diese leicht animalische Wildheit und Würze vom Amphorenausbau durch. Der Wein ist eher schlank bei 12.5% vol., hat aber dennoch eine hohe Intensität und aromatische Fülle. Auch Eisen, Jod und eine pikante Blutorangensäure. Erinnert ein klein wenig an die Weine von Château Musar aus dem Libanon. Dazu dezente, hintergründige Tannine. Sehr eigenständig und charaktervoll, ein begeisternder Wein von der kühlen Küste Chiles, alles ganz naturbelassen und positiv wild, ohne ganz zur Freakshow zu werden, höchstens ein bisschen vielleicht. Das ist spannender Stoff. 94+/100