Lobenberg: Der Wein besteht aus 70% Grenache sowie 25% Syrah und 5% Mourvedre. Die Grenache ist über 50 Jahre, die Syrah und Mourvedre über 40 Jahre alt. 50% werden als Ganztraube, also unentrappt, vergoren. Dann erfolgt der Ausbau 12 Monate in 2 Jahre alten Burgunder-Barriques, danach noch 12 Monate im großen Holzfuder. Natürlich, wie alles bei Michel, nicht filtriert und nicht geschönt. Schon das vierte Jahr bio-zertifiziert. Vergoren wird dieser Wein in kleinem Holz. Seit 2015 erstmalig, hat Michel einen seiner Bioerzeuger umgestellt auf einen anderen Weinberg. Sandigere Böden, also weniger fette Weine. Denn das ist die Zielsetzung: Frische und Feinheit. Und so kommt der Vacqueyras nach dem Guy Louis und dem Rasteau potenziell zwar als der fetteste der drei Weine, in Wirklichkeit aber als der eleganteste. Wir haben eine komplett inverse Struktur. Guy Louis sollte durch das Fett und die Opulenz von Rasteau getoppt werden, der von Vacqueyras, und es ist in der Realität genau anders herum. Die besseren Weine bei Tardieu werden halt immer feiner. Natürlich hat der Vacqueyras, wie der ganze Jahrgang, von dieser hohen Durchschnittstemperatur diese Tendenz in üppige Veilchen und ziemlich satt, salzige Lakritze. Das ist gar nicht mehr wegzudenken aus dem Jahrgang. Das hatten wir auch schon im Bordeaux. Eine Dominante der Temperatur, und nur geringen Erträge und die geniale Frische der kalten Nächte aus August und September retteten sowohl Bordeaux als auch letztlich die Südrhone. Die Qualität bringt die Pikanterie, die man so in dieser Art nur ganz selten hat. Nachdem sich also der Nebel aus Veilchen und Lakritze gelegt hat, kommt feinste Brombeere und schwarze Kirsche. Darunter auch ein bisschen süße Himbeere. Alles sehr fein verwoben. Der Mund ist zum ausspucken zu schön, zu aromatisch. Das war mein erster richtiger Schluck heute in dieser Verkostung. So satt in der konzentrierten Schwarzkirsche. Echt wuchtig. So eine wuchtige Schwarzkirsche hatte ich lange nicht mehr im Glas. Und das Ganze wird zusammengehalten von einer immensen Salzigkeit. Einer irren Mineralität, einer tollen und generösen Extraktsüße. Die Weine sind durchgegoren. Hier gibt es also keine Restsüße, aber der Extrakt schiebt süß ohne Ende. Und wir haben in diesem Vacqueyras die immense Feinheit der sandigen Böden, diese aromatische Dichte der uralten Reben, und gleichzeitig diesen immensen Veilchen-/Schwarzkirsch-/Lakritzdruck, der von hinten schiebt. Und die Nase deutet die größte Feinheit der drei Gegenspieler Guy Louis, Rasteau und Vacqueyras an. Der Mund widerspricht mit Druck und Kraft. Dieser Vacqueyras schiebt noch viel intensiver als der Guy Louis. Der Rasteau ist der feinste der drei Weine, aber der Vacqueyras ist in seiner immensen Dichte, mit seiner wahnsinnig pikanten schwarzfruchtigen Qualität, Salz, Frische, so intensiv, dass er schon wirklich alles wegbläst. Das ist nach dem Cotes du Rhone Cuvee Special der zweite Wein, den ich mindestens auf die gleiche Bewertung setzte wie im Vorjahr. Obwohl das Vorjahr feiner war, tänzelnder war, gleicht das dieser Wein mit seinem immensen Druck aus. Gott, was für ein reicher Wein. 96-97/100