Lobenberg: Dieser Wein wächst in einer 1.1 Hektar großen Einzellage westlich der Gemeinde Valtuille. 1908 gepflanzt, über hundertjährige Reben. Der Wein verblieb fast zwei Jahre im Barrique, anstatt wie sonst üblich nur ein Jahr. Auf Grund von Mehltau war der Ertrag dermaßen reduziert, dass die Trauben so hochkonzentriert waren und viel von allem hatten, dass der Wein einfach mehr Zeit gebraucht hat. Was ist das denn für eine grenzgeniale Nase?! Wunderbare Kirsche und Johannisbeere, aber beides getrocknet und auf einer Granitplatte verrieben, dazu Rosmarin, Garrigues, Steinsalz, Muschelschale. Irgendwie schon ein bisschen abgehoben, weil die Nase gar nicht viel Frucht preisgibt, aber trotzdem so markant ist. Dann Tabak, Edelhölzer, auch ein bisschen funky mit vielleicht einem ganz kleinen Touch flüchtiger Säure, komplex, schwebend, grandios. Blind hätte ich das vielleicht sogar nach Pomerol gesteckt mit dieser getrockneten roten Frucht und dem massiven Mineralgehalt. Wow, der Mund ist brachial, eine salzige Attacke, intensiv, würzig, wieder mit diesem leicht angetrockneten Charakter, Himbeere, Sauerkirsche, Johannisbeere samt Stängeln, Kräuter, aber nichts Unreifes oder Sprödes, saftig ohne Ende. Eine unsterbliche Säurespur wie ein Tondonia, aber mit Karacho, das ist schon brutal intensiv in dieser Form. Die Tannine sind total samtig und seidig, alleine die salzige Mineralität gibt Gripp im Mund. Dennoch sollte man ein paar Jahre auf den Wein warten, denn die Säure-Stein-Salz-Energie in diesem Wein knallt schon ordentlich. Gnadenlos, da zieht sich alles zusammen mit diesem Schub von unten. Das ist schon einmalig. So was geht nur in Nordspanien glaube ich, diese brachiale Intensität aus der Säure und der Mineralität bei gleichzeitig totaler Reife und Eleganz der Frucht und des Tannins. Ein einzigartiger Wein, sogar in der Range von Raul Perez, wo jeder Wein ein unikathafter Ausdruck dieser famosen alten Weinberge ist, setzt der Valtuille nochmal einen drauf. Aber am besten ein paar Jahre im Keller verstecken, und erst mal den Mittelbau genießen, der nicht ganz so intensiv daherkommt. Außer man steht auf so etwas, dann Attacke. Immer wieder rollt diese pikante Sauerkirsche, die getrocknete Johannisbeere, Hagebutte, Thymian, Muschelschale wieder hoch. Die Gerbstoffe sind so fein, aber werden von der famosen Säure des einfach weggelasert. Ein eleganter, frischer und zugleich hochkonzentrierter Wein, der sich nie schwer anfühlt. Das ist schon wilder Stoff, was Raul Perez da abfüllt. Nicht für Zartbesaitete, das ist kein Wein zum Kuscheln. Aber man bekommt hiermit ganz viel wilde Mencia-Typizität aus Bierzo ins Glas und zwar auf allerhöchstem Niveau. 97-99/100