Lobenberg: Der Ultreia Rapolao stammt aus der ältesten Parzelle der Einzellage Rapolao, einem der kühlsten Weinberge der Gemeinde Valtuille. Der Wein reift über ein Jahr in französischen Barriques, kein neues Holz, in der Regel Zweitbelegung. Die Nase des 2018er Ultreia Rapolao ist ebenso genial wie die des 2016er Ultreia Valtuille, aber total anders. Zunächst eine schicke, konzentrierte Frucht, Schwarzkirsche, Sauerkirsche, ein bisschen Blaubeere und Himbeere, rotblaue Frucht, tief, voluminös und grandios poliert, alles greift ineinander. Die Nase ist weniger abgehoben als die des 2016er Valtuille, hat etwas mehr Charme, etwas mehr Frucht. Aber trotzdem haben wir hier diese abgefahrene Stein-Salz-Unterlegung, diese Muschelschalenmineralik mit etwas Lehm und Granit dazu. Rauchig, würzig, auch leicht angetrocknete Elemente in der rotblauen Frucht, Sauerkirsche, Blaubeere, Veilchen und Piment, schwarzer Pfeffer, ätherisch, balsamisch. Samtige Süße schon im Duft, die dem krassen Steincharakter gegenüber steht. Sehr spannend, hochkomplex, dicht, verwoben und verführerisch. Der Auftakt am Gaumen ist rassig, wunderbar balanciert, ganz fein, total polierte, samtig weiche Tannine kleiden den Mund aus. Schicke Sauerkirsche auch hier, dazu ein bisschen rauchige Himbeere, Schlehe, unsüße Pflaume ohne Fett, nichts ist massiv, alles fein, Hagebutte, erdig, lehmig, Tabak, Süßholz, dunkles Kakaopulver. Ganz feines Salz an den Zungenrändern, weniger intensiv und bei weitem nicht so brachial wie im 2016er Ultreia Valtuille. Bereits viel harmonischer, schmeichelhafter, ebenso spannungsgeladen und druckvoll saftig in der Säurestruktur und elektrisierend in der kreidig-lehmigen Mineralität, aber balancierter, mit mehr Frucht umhüllt, nichts so einschneidend karg wie der 2016er. Das ist keine Qualitätsfrage, eher eine welchen Stil man lieber mag. 2018 ist die große Harmonie bei gleichzeitigem Feuer, Würze und Spannung der Mencia aus Bierzo und 2016 ist ein Kracher, der immer noch etwas mehr Zeit braucht als der samtig-feine 2018er. Diese getrocknete, verspielte, ätherische Rotfruchtigkeit mit blaufruchtigem Touch ist schon ganz wunderbar. Dazu die total reife Säure, die hier weit weniger prägnant ist als 2016, und die butterweichen Gerbstoffe bei elektrisierender Mineralität und feurigem Temperament. Unendlich lang, rollt immer wieder hoch, hauchfeine Salzigkeit. Das ist schon ein Gesamtpaket der Extraklasse. Sicher kein Blockbuster und auch sicher nicht so elegant wie ein Pinot Noir von der Côte de Nuits, aber die rustikale Eleganz Nordspaniens nahe der Perfektion. Wine Advocate Luis Guitierrez hat 2016 zu einem der besten Jahre überhaupt im Norden Spaniens ausgerufen, und Raul Perez selbst sagt, dass 2018 das für ihn sogar noch knapp übertreffen kann. Die totale Harmonie eben bei gleichzeitiger Spannung und feinster Power. Das ist groß. 97-100/100