Lobenberg: 8% Alkohol, 65g Restzucker, 10-11g Säure. Diese Spätlese ist die ideale Ergänzung zum feinherben Goldtröpfchen und trinkt sich wie ein glasklarer, glockenheller Kabinett. Deshalb fand ich ihn den im Grunde überzeugenderen Wein als die eigentliche Apotheke Kabinett. Es ist eine Südwestlage, was in den warmen Jahren eigentlich eine prädestinierte Lage ist für trockene Weine. Nur in diesem Cool-Climate-Jahrgang 2015 werden Süßweine hier richtig spannend. Die Spätlese siegt deshalb so eindeutig über den Kabinett, weil es hier in diesem Teil des Weinbergs 2015 absolut der Kernbereich der reifsten Trauben war. In den Kabinett gehen etwas kantigere und nicht so ausgereifte Partien, deshalb ist die glasklare Spätlese in diesem Jahr deutlich vorne. Zusätzlich hält eben auch die Säure das ganze so filigran. Diese Spätlese ist so fein, zart und so süffig. Diese tolle Säure des Jahrgangs bzw. dieses kühle Klima macht aus dieser Spätlese einen wirklich leicht und ätherisch beschwingten Terrassenwein. Superber Grip im Mund, nichts Exotisches, total sauberes Lesegut, keine Botrytis und keine Rosinen, sondern einfach so unglaublich lecker. Tendenziell weißfruchtig, viel helle Birne und die gelbe Grapefruitsäure ist keine Apfel- sondern Weinsäure, total reif. Ein wunderbares Spiel, filigran schwebend, mit der grandiosen Säure und der steinigen Mineralität ist das Ganze immer in einer ganz leichten und beschwingten Harmonie. Der Wein kriegt nie üppige Süße oder Schwere, er ist nie langweilig, sondern rassig beschwingt. Eine tänzelnd schlanke Ballerina. Ein Wein für die Freude, und selbst ich als Nichtsüßweintrinker bin fast berauscht von dieser Schönheit und lasse mich zu Recht hinreißen, eine weitere der grandiosen 15er Spätlesen mit ins Programm zu nehmen. 97+/100