Lobenberg: Dieser »Terroir-Rosé« aus dem Priorat hat eigentlich nicht viel damit zutun, was man sich unter einem typischen Rosé vorstellt. Hier ist nichts übermäßig fruchtig, nichts kitschig. Ich sehe ihn eher in der Kategorie »unkonventionell«, ohne dabei aber zu schräg zu sein. Dafür strukturiert, mit unglaublicher Power und Tiefe a la Pataille, Tondonia, Garage Wine oder auch Aldinger. Es ist ein Clairette, also eine Mischung aus roten und weißen Trauben. In dem Fall Grenache Noir und Blanc, gemeinsam vergoren. Nur die besten Trauben von über 50 Jahre alten Rebstöcken, die in über 500 Meter hohen, sehr kühlen Lagen stehen. Das Terroir ist hier geprägt von schwarzem Schiefer. Schonend gepresst und überwiegend im Betontank ausgebaut. In der Nase zunächst mit feiner Reduktion und rauchigen Elementen. Ein Schleier aus Streichholz, geschlagenem Feuerstein und Kreide. Mit etwas Luft kommt die herb-süße, rote Frucht durch. Granatapfel, Cranberry, Walderdbeere und Himbeere. Blutorange und auch ein Touch Veilchen, sowie ätherische Anklänge von Kräutern schwingen hier mit. Rosmarin, ein Hauch Zitronenthymian und Salbei. Im Mund mit hoher Spannung aus der klirrenden, enorm salzigen Mineralität, hochfeiner Säurespur und roter Frucht. Grapefruit, Himbeere, wieder Walderdbeere aber vor allem Salz. Wow, das ist ein Ereignis. So hochfein, so dicht, so konzentriert aber ohne fett zu sein. Feinkörniges Tannin schiebt über die Zunge, der Nachhall ist schier ewig. Großes Rosé-Kino aus dem Priorat mit sicher hohem Reifepotenzial. 95+/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.