Terre Nere: Etna Bianco Cuvee delle Vigne Niche Calderara Sottana Premier Cru 2022

Lobenberg: Mit dem Santo Spirito und dem Calderara Sottana hat Besitzer Marc de Grazia die Cuvée delle Vigne Niche (übersetzt »kleine Lagen«) eingeführt, die immer für reinsortige Carricante steht. Viele Weißweine Siziliens sind Field Blends, also im gemischten Satz mit verschiedenen Rebsorten angepflanzt, doch Marc reizt der Terroir-Ausdruck durch eine singuläre Rebsorte, die die feinen Unterschiede transportiert, ähnlich wie im Burgund mit dem Chardonnay. In der Einzellage Calderara Sottana, direkt beim Weingut, stehen einige der jüngsten Reben, was bei 15 bis 60 Jahren alter durchaus witzig ist, denn jung sind auch diese Reben nicht. 620 bis 670 Meter hoch gelegen, also rund 100 Meter tiefer als Santo Spirito. Die Reben der 5 Hektar-Lage stehen tatsächlich überwiegend auf vulkanischer Asche und Bimsstein über solidem Vulkanfels, allerdings wird bei einer Besichtigung der Lage sofort veranschaulicht, wie divers die Böden hier am Ätna sind. Jeder Meter sieht anders aus. Im Stahltank vergoren und dann in französischen Eichen Tonneaux ausgebaut. Das ist wahrhaftig ein Meursault vom Ätna! Cremige Vanille, Zimt und zart nussige Aromen gehen in Apfel- und Steinobstaromen über. Dabei schwebt immer etwas Würze über der Frucht, Zitronenmelisse und duftige Kräuter. Wohlig, duftig und verführerisch. Im Mund breitet sich der Wein schmelzig aus und hinterlässt eine Vielfalt an Aromen auf der Zunge. Von Mandarine, reifer Aprikose zu Orange, Orangengranite und roten Äpfeln. Dabei ist die harmonische Frische und Balance phänomenal. Wow, immer mehr Aromen kommen hinterher. Zart rauchige Mineralität und die Cremigkeit vom Ausbau auf der Feinhefe klingen nach. Ein Wein für die Freude, den man ob seines großen Delikatessenfaktors allerdings nicht unterschätzen sollte. Auch hier steckt ein Riesen-Alterungspotenzial drin, denn alles ist dicht verwoben, lang und griffig. Ein Terroir-Wein par excellence, der die kargen Böden des Ätna quasi schmeckbar macht. Leider gibt es von diesem Wein viel zu wenig, aber im Gegensatz zu weißen Burgundern ist er dennoch absolut bezahlbar. 95/100