Lobenberg: Andrea Franchetti – dieser Magier mit dem winzigen Weingut im Nirgendwo der Toskana zwischen Montalcino und der Maremma. Kalksteinböden, winzige Mengen. Der Tenuta di Trinoro ist sein Topwein. Das ist in 2019 mit 40 Prozent Cabernet Franc und 60 Prozent Merlot. Andrea Franchetti ist für mich noch vor Duemani der Meister der Cabernet Franc in Italien. Das kann locker mit vielem mithalten, was in Saint-Émilion oder an der Loire gemacht wird. Wir haben hier die unglaubliche Würze der Cabernet Franc, die zum Teil auch durch Zuführung reifer Rappen zu Vergärung erzeugt wird. Alles spontan vergoren. Ausbau in Holz und Beton und Amphoren. Hoher Alkoholgehalt, aber der ist seltsamerweise in diesem Tenuta di Trenoro nicht spürbar. Die Nase wird komplett von der Cabernet Franc und von den Rappen dominiert. Dunkles, geronnenes Blut von den extrem eisenhaltigen Böden, abgehangenes Fleisch, Hagebutte und hochreife Zwetschge. So viel rote, reife Wucht von unten. Weich und üppig. Daneben viel Orangenzesten, Gesteinsmassen wie von Granit, mit Schiefer gemischt. Fast stechend in der minzigen, eukalyptusbetonten, reifen Frucht. Pimentpfeffer dazu, Chili schon in der Nase. Der Mund zaubert ein nachdenkliches Stirnrunzeln in mein Gesicht. Was ist das denn? Das ist grandios. Grandios dicht, reif und mineralisch zugleich. Das ist Cabernet Franc wie aus dem Bilderbuch, wenn man denn Cabernet Franc mit so viel Kraft und Power möchte. Die Tannine sind war samtig und geschliffen, nichts ist spröde oder unreif, aber es ist vor allen Dingen sehr viel. Eine echte Granate im Mund! Der Wein muss zehn Jahre weggesperrt werden. Er ist jung viel zu intensiv und braucht unbedingt die Eleganz über die Reife. Ein Cabernet Franc, der von allem zu viel hat. Aber ein ganz großer Wein. Mit einem riesigen Oszillographen von der Rappenfrische, der darunter liegenden Zitrussäure und der hochreifen Frucht. Ganz ohne Frage für mich einer der allerbesten Weine des modernen Italiens. Unique! 100/100