Zehnthof Luckert: Sylvaner Creutz *** 2021

Zehnthof Luckert: Sylvaner Creutz *** 2021

BIO

Zum Winzer

97–100
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2053
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 97/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sylvaner Creutz *** 2021

97–100
/100

Lobenberg: Ein absolutes Kuriosum aus dem südlichsten Teil des Sonnenbergs, ein uraltes Gewann namens Creutz. Eine sehr warme Lage auf Muschelkalk, mit stark erwärmbarer, leichter Lössauflage. Der letzte Weinberg, der die Flurbereinigung in diesem Örtchen „überlebt“ hat sozusagen. Die Reben sind in den 1870er Jahren gepflanzt worden und damit tatsächlich mehr als sagenhafte 140 Jahre alt und dementsprechend natürlich wurzelecht. Ein sehr kleiner Weinberg allerdings, es gibt nur 500 bis 600 Flaschen je nach Jahrgang. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Im Jahr 2009 vom Weingut Luckert übernommen und vor der eigentlich bevorstehenden Rodung „gerettet“ quasi und dann Stück für Stück wiederaufgebaut, rekultiviert. Ab dem Jahrgang 2012 wurde dann der erste Wein daraus gefüllt. Die Nase ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, denn einerseits wirkt sie total ausgeglichen, in sich ruhend, ganz ohne laut oder expressiv zu sein. Andererseits spannt sich da diese enorme Tiefe auf, eine innere Dichte und geballte Kraft, die sich doch so scheinbar leichtfüßig und zart entfaltet. Mit was ist das vergleichbar? Ziereisens Gutedel 10hoch4 kommt in den Sinn, mit einer ähnlich eleganten, aber vor Extrakt und Dichte strotzenden Ausstrahlung. Vielleicht ein Schlehdorn von Kühns. Aber dann wird es auch schon eng mit den Vergleichen. 2020 gab es aufgrund von Frost leider gar keinen Creutz, in 2021 gibt es endlich wieder eine Version, allerdings auch mit recht geringem Ertrag. Eine distinktive Würze umgibt die Nase, weißer Pfeffer, Mandel, Kreide, weißer Pfirsich und leichte Zitruschalenaromatik, ein bisschen Condrieu Reminiszenz mit dieser Tiefe und dem Volumen aus der hellen, weißblütigen Frucht. Die Nase wirkt wie aus einem Guss, gleichförmig, stromlinienartig, sehr nobel. Der Creutz ist nie wirklich expressiv, eher fein und zurückhaltend. Im Mund bestätigt sich dann die unglaubliche Dichte, die die Nase hat anklingen lassen. Engmaschig, feinst verwoben und doch mehrdimensional und einnehmend kleidet der Creutz den Gaumen aus mit hellsteiniger, gelbwürziger Seidigkeit. Mandarine, Kumquat, Bitterorangen. Sehr feinkörnige, zarte Phenole umspielen den immens tiefen, vielschichtigen Kern aus reinster weißer Frucht und heller Kalksteinmineralik, wie feinster Kreideabrieb. Reminiszenz an weißen Hermitage, an Condrieu sind hier durchaus nicht verkehrt, ob dieser seidigen Textur und der wahnsinnigen Substanz des Extrakts. Große Länge, große Erhabenheit und Ruhseeligkeit. Dieser Wein ist ein strukturelles Ereignis – kann das ein Sylvaner sein? Was die 140-jährigen Reben hier in ihre kleinen Beeren extrahieren ist schon bemerkenswert. Obwohl die Textur irgendwo französisch anmutet, ist es ja ganz klassisches fränkisches Handwerk, das Luckerts hier betreiben. Schon verblüffend. Hier tritt die Rebsorte völlig hinter der Strahlkraft dieses alten Weinberges zurück. 97-100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

97
/100

Suckling über: Sylvaner Creutz ***

-- Suckling: At once rich and creamy, with a massive structure and great flinty energy, this dry silvaner has been built for the long term. The chamomile, wild-herb and chalky intensity builds to a huge crescendo at the spectacular finish. Very impressive now, but with a great future ahead of it. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap. 97/100

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Sylvaner Creutz *** 2021