Lobenberg: Der Schlossberg ist die wärmste Lage von Fürst. Süd-, Südwestexposition, also sehr warmer Nachmittag. Extrem viel Trockenmauern. Terrassen mit teilweise nur zwei Reihen, manchmal sogar nur eine. Alles Handarbeit. Wie an der Terrassenmosel, nur hier keine Einzelpfahlerziehung, sondern Drahtrahmen. Diese heißeste Lage der Spätburgunder von Fürst ist gleichzeitig aber nicht die drückendste, sondern die femininste, die zarteste Pinot-Noir-Anlage, weil die Weine eher etwas milder ausfallen. Die Weine sind auch weniger wild. Wie alles steht auch der Schlossberg auf reinem Buntsandstein. Reiner Fels mit etwas Verwitterungsauflage. Der Schlossberg stammt nicht aus Bürgstadt, sondern der Nachbarsgemeinde Klingenberg. Es gibt nur 1,3 Hektar, alles mit französischem Klon bestockt. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer „Vormazeration“. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Durch die fehlenden Winterwasserreserven in Kombination mit dem trockenen Sommer waren die Erträge in 2020 stark verringert. Rund 70 Prozent Ganztrauben in der Gärung in 2020. Die Saftausbeute war entsprechend gering und die Beeren klein und dickschalig. Erträge unter 25 hl /ha. In 2020 mit sehr hohen Anteilen Ganztrauben. Rund 60 Prozent Neuholz im Ausbau, alles Troncais-Eiche von Top-Erzeugern. Dieses spezielles Terroir Klingenberg gibt halt immer Weine, die deutlich mehr in die rote Frucht laufen als die anderen Großen Gewächse. Obwohl es die heißeste Lage ist, wird der Wein meist der duftigste und zarteste. Er zeigt eine sehr intensive Kirsche, duftig und satt, die intensivste aller GGs, rote und schwarze Johannisbeere, voller Spannung und Spiel. Was für ein berauschendes Jahr! Man wir von dieser Intensität fast vom Stuhl gefegt. Der Mund ist ein Traum in Seidigkeit und Finesse, die Herzkirsche schmilzt in ultrafeinen Tanninen, kräuterig-minzige Frische, vibrierende, feinst verwobene Säurespur. Das ist auf keinen Fall ein Blockbuster, sondern ein super feiner Wein. Schlossberg ist die reinste Finesse, er braucht dennoch etwas Reifezeit im Keller, ist aber zugänglicher als die Bürgstadter Weine. Die Eleganz des Schlossberg ist betörend und am Ende ist er einfach eine riesige Delikatesse. 97-100/100