Gerstl über:
Spätburgunder Ihringer Winklerberg Rappenecker Großes Gewächs
-- Gerstl: Der Duft ist absolut köstlich, das ist ein himmlischer Pinot Duft, der zaubert mir eine Gänsehaut auf den Rücken, schwarze Kirschen, raffinierte florale Noten, die pure Sinnlichkeit. Am Gaumen ist geballte Kraft, aber der Wein ist so etwas von fein und unglaublich raffiniert, das ist grosses Kino, Pinot wie aus dem Bilderbuch. In die reizvolle Frische mischt sich die ideale Dosis Extrakt Süsse und trägt die verführerische Aromatik meilenweit. Der Wein berührt mich emotional zutiefst. Den Rappenecker gibt es nur in Magnumfalschen, wie es dazu kam, hier die Geschichte: Schon wieder habe ich den Eindruck, der neuste Jahrgang sei noch eine Spur besser als der voran gegangene. Das Weingut gibt richtig Gas, gewaltig, was da abgeht. Die 2012er Spätburgunder sind grandios, aber die 2013er zumindest noch eine Spur raffinierter. Und dann gab es da noch ein ganz besonderes Fass, den Rappenecker. Wir waren total begeistert. Herr Mleineck, ein Mann aus dem Kellerteam, leitete die Probe, weil Joachim Heger auf einer längeren Auslandreise war. Er meinte, sie wüssten noch nicht, was damit machen. Nur ein Fass separat vermarkten lohnt sich nicht, aber der Wein ist so speziell, dass wir ihn auch nicht unter sie andern mischen möchten. Die Lösung war schnell gefunden, Lobenberg und wir kauften die ganze Partie. So wurde es auch besprochen und wir gingen davon aus, dass wir den Wein auch bekommen. Was Herr Mleineck nicht wusste, ist, dass Joachim Heger vor seiner Abreise den Auftrag gegeben hat, die ganze Partie seines besten Weins nur in Magnum zu füllen. Kurz vor Redaktionsschluss dieses Mailings ruft mich Joachim Heger ganz aufgeregt an: „Mir ist es extrem peinlich, jetzt ist alles in Magnum gefüllt, aber Ihr müsst den Wein selbstverständlich nicht nehmen.“ Wir wollen ihn selbstverständlich trotzdem. Dazu muss man noch wissen, was der Rappenecker ist. Es ist ein kleiner, besonders guter Teil im Winklerberg, der eine lange Tradition hat und früher auch eine eigene Lage war. Die offizielle Bezeichnung ist Winkeln, familienintern nannte man ihn aber immer Rappenecker. Mit dem Weingesetz von 1971 durften diese speziellen Lagen nicht mehr erwähnt werden. Man wollte damals alles vereinheitlichen – gewissermassen sozialisieren, die elitären kleinen Einzellagen wurden aufgegeben zu Gunsten von Grosslagen, von denen alle profitieren konnten. Inzwischen hat sich wieder der Qualitätsgedanke durchgesetzt und die besten Einzellagen werden wieder „aktiviert“. 2013 ist somit der erste Jahrgang in dem es wieder „Rappenecker“ gibt. Das wird wohl auch in Zukunft Hegers Top Pinot Noir sein. Wir werden ihn wohl nicht für alle Zeit exklusiv für unsere Kunden bekommen, aber wir sind auf jeden Fall gut dabei, auch wenn er eines Tages zu den gesuchten Weinen Deutschlands gehören sollte. 20/20