Lobenberg: Der Idig ist Christmanns Paradelage, ein fast reiner Südhang. Wie ein Kessel gen Westen gegen kühle Winde geschützt mit einem extrem steinigen Kalkmergel-Boden. Sophie Christmann, Tochter von Steffen Christmann, hat nach dem Geisenheim -tudium unter anderem bei Julian Huber gearbeitet und spätestens dort eine besondere Leidenschaft und ein Händchen für Spätburgunder entwickelt. Die Rieslinge von Christmann sind schon lange Oberklasse und auch die Spätburgunder steigen so langsam auf ein ähnliches Level. Der Idig wird mit einem Rappenanteil von 30% vergoren. Der Ausbau erfolgt im Barrique mit einem Neuholzanteil von 40%. Dunkle, süße Kirschnase, zarter Rauch, Kreidestaub und ein bisschen Schießpulver, Sauerkirsche, Schlehe, rotfruchtig und fein. Strahlend und klar, nicht üppig, nicht laut, eher erhaben und ruhig wie der Idig auch beim Riesling ist. Im Mund folgt die große Verblüffung, total feingliedrig und zart, saftige Sauerkirsche, Weichselkirsche, schwebend fein, gar nicht laut oder massiv, wie man es von einem 2018er vielleicht erwartet hätte. Ein Mozart-artiger Idig, ein kleines bisschen Chambolle Musigny in der Anmutung. Auch feines Salz aus den kalkigen Böden schlägt an den Zungenrändern auf, dazu engmaschige, aber feine Tannine, filigran vor sich hingleitend. Tolle Länge in feiner, mineralischer Spannung. Aktuell braucht der Wein etwas Luft, kann über mehrere Tage genossen werden, er wird immer feiner, immer sauerkirschiger, verliert jedes Gramm Fett und hat doch eine immense Tiefe und aromatische Ausstrahlung. 2018 sind Christmanns Spätburgunder durch die gesamte Range sehr fein und verspielt geworden. Noch eleganter als im Vorjahr, aber zugleich auch charmant und zugänglich durch die sehr delikate Frucht und den feingliedrigen Körperbau. Allerdings ist Sophie Christmann 2017 in Spannung und Struktur zwar intensiv, aber noch etwas grob gewesen, in 2018 dafür vielleicht zu wenig vibrant, etwas zu fein und lieb. Ich bin sicher, dass hier ab 2019 Rotweine gekeltert werden, die mit in die erste Reihe der Pfälzer Rotweine gehören. 2018 ist dennoch ein großartiger roter Idig, der das Potenzial des Jahrgangs eben total zur Feinheit ausgelegt hat, wunderbar und sooo charmant. 97/100