Lobenberg: Die ältesten Reben des Weingutes, bis zu 50 Jahre alt. Inzwischen besteht der Wein aus 50% französischen und 50% deutschen Klonen, der Weinberg ist insgesamt die Erste Lage Bürgstadter Berg, in der dann der Centgrafenberg und der Hundsrück liegen. 2015er war so schön reif, dass über 80% Rappen in die Vergärung ging. Der Hundsrück ist der kargste und eisenhaltigste Teil am Bürgstadter Berg, genau an einer Felskante. Der starke Eisenanteil schlägt natürlich voll durch. Wir haben in der Nase beides: Nämlich auf der einen Seite diese traumhafte Würze von den vielen Rappen, und auf der anderen Seite etwas Jod und Blut. Dann kommt die Minze von den Rappen, auch ein bisschen Eukalyptus. Darauf folgt Schlehe, Schwarzkirsche und ein bisschen zerdrückte Himbeere. Das Procedere ist wie bei allen GGs. Das heißt: Kaltmazeration 5-6 Tage bei 10 Grad, dann Fermentation mit diesen 80% Rappen über 10-12 Tage, Presse und dann komplett in neue Barriques. Malolaktische Gärung im Frühjahr über den natürlichen Verlauf. Alles auf der Vollhefe für 18 Monate ohne Batonnage. Dann über das Zapfenloch vorsichtig abgezogen und damit ist der Wein füllfertig geklärt. Es wird also nie filtriert und anderweitig geschönt. Nun habe ich die ganze Zeit diese grandiose Nase genossen, mit dieser Rappigkeit. Das ist schon phänomenal, wie der Hundsrück sich zum Schlossberg verhält. Das sind zwei völlig unterschiedliche Weine. War das eine Chambolle-Musigny mit feiner Würze, sind wir hier viel wuchtiger, viel kraftvoller. Hier sind wir im Grunde bei Vosne Romanée, aber mit einer feineren Variation. Vielleicht ist es dann doch eher Gevrey Chambertin, und wir sind hier im Bereich Chambertin GC mit vollen Rappen. Das ist schon eine famose Nase und 2015 unterstützt natürlich diese Möglichkeit, diese Spielart komplett. Dieses heiße Jahr mit den reifen Rappen und der trotzdem voll erhaltenen Säure, diese Pikanz, wann gab es das schon einmal so? Die Antwort: Es ist doch nicht Gevrey Chambertin, es ist Vosne Romanée mit viel Eisen dazu. Blut, Jod, unglaubliche Rappenwürze dazu. So druckvoll, so lang, über Minuten komplett präsent bleibend. Alle Sinne werden berührt. Auch die Minze, Eukalyptus. Alles kommt wieder hoch. Ein bisschen Holunder, ein bisschen Lorbeer von der Rappen. So eine grandiose Krautwürzigkeit und trotzdem diese Süße aus süßer Schlehe, zerdrückter Himbeere und vor allem aus viel Kirsche mit einer famosen Säure ausgestattet. Der Wein ist so lebendig und so extrem pikant. Grandios, mit Schlossberg und Hundsrück zwei fast dramatisch unterschiedliche Weine von gleichem Niveau zu haben. Einer der besten Pinot Noirs, die ich in Deutschland probiert habe. Fürst muss sich vor Fritz Becker, Huber, Molitor und Ziereisen bestimmt nicht verstecken. Das sind für mich die fünf Winzer in der ersten Reihe der deutschen Pinot Noirs, auch wenn Heger und Koch, Keller, J.B. Becker und Antony auch mal einen großen Wein zeigen. In machen Jahren und mit manchem Wein kann Fürst sogar mal den Primus stellen. Genialer Stoff. 99-100/100