Lobenberg: Nach dem eher schwierigen, sehr feuchten und von Frost betroffenen Frühjahr verliefen Sommer und Herbst dann eigentlich sehr gut, auch 2017 war insgesamt ein eher warmes Jahr, dennoch ist es bei der Charakteristik sowohl beim Riesling als auch beim Spätburgunder eher ein fruchtstarkes, kühler wirkendes Jahr. Es ist ein klassisches Jahr für deutschen Spätburgunder, die klare Frucht steht im Vordergrund. Bei Fürst wird zu Beginn immer eine Kaltmazeration von zwei bis drei Tagen durchgeführt, denn die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Das Ganze verbleibt dann mehrere Tage und dann wird langsam die Temperatur im Raum erhöht. Es gibt also keine Trockeneiskühlung, sondern nur Kühlung mit Kühlplatten. Dann wird das entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativen Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Der Centgrafenberg besteht fast ausschließlich aus Burgundischen Klonen. Um 30 Jahre alt. Der Centgrafenberg ist einer der zwei GG-Lagen im Bürgstadter Berg. Neben ihm kommt auch der Hundsrück aus dieser Großlage. Die Nase ist famos aus diesem tendenziell warmen Jahr mit dem kühlen Charakter. Komplett ausgereifte Frucht und dennoch diese filigrane Säurestruktur und die feine Blumigkeit darunter, Veilchen, Vergissmeinnicht, ein paar Rosenblätter, alles ganz fein und zart, nichts drückt, ein wenig weißer Pfeffer, ein bisschen Cassis und Johannisbeere, erst dann kommt Himbeere, ein bisschen Kirsche. Eine dunkle Würze unterlegt die Nase, die Frucht ist zwar präsent aber nicht vordergründig. Und dann dieser sensationelle Mund, wer immer ein Chambolle-Musigny Liebhaber ist sollte diesen Wein kaufen. Wer dazu noch Meo Camuzet schätzt sollte ihn erst recht kaufen, dann wir haben wunderschöne Cassis, neben Johannisbeere und Waldhimbeere, wieder Rosenblätter, Schlehe und weißer Pfeffer. Lang und salzig, kirschig im Finish, nur ein Hauch Sauerkirsche, ein sehr interessante, komplexe Fruchtmischung mit hoher Intensität und genialer Frische, dennoch war die Frucht total reif. Ich bewerte den Wein keinesfalls über den grenzgenialen 2016er, der einfach noch deutlich mehr Power und Struktur hatte, aber 2017 ist für die Träumer unter uns, für die Filigrantrinker, für die reinen Nasenmenschen, denn 2017 ist der spielerischere, tänzelnde Wein. Erwarten Sie bitte einfach eine verspielte Verzückung in fruchtiger Abgehobenheit. Der Wein ist als Essensbegleiter fast zu zart, er könnte untergehen. Am besten man genießt diesen Wein solo und nimmt sich Zeit, die Flasche wird immer leer werden, weil es einfach so eine Delikatesse ist. 97-98+/100