Lobenberg: Der Schlossberg stammt von sehr alten Burgunder-Klonen und auch einer burgundischen Selection Massale aus Pommard. Auch dieser Wein wächst komplett auf Vulkangestein. Das Gestein heißt Tephrit und enthält deutlich mehr Eisen. Ich weiß nicht, ob es an der Selection Massale liegt, aber der Schlossberg ist trotz der Eisenunterlage von allen drei Großen Gewächsen oft das harmonischste, kompletteste GG. Die Harmonie ist bestechend. Er liegt aromatisch und stilistisch zwischen Eichberg und Kirchberg, das ist in fast jedem Jahr so. Im steilen, windgeschützten Kernstück dieser historisch bedeutsamen Steillage staut sich die Wärme und schafft ein einzigartiges Kleinklima, das die Weine besonders prägt. Der Schlossberg hat die feinste, aber auch die süßeste Frucht in 2020. Diese blumige Verspieltheit, ätherische Kräuterwürze, Wacholderbeere. Der Schlossberg vereint den dunkleren Vulkanausdruck des Eichberg GG und den helleren an Kalk erinnernden Anmutung des Kirchberg, zeigt deutliche Einflüsse von beidem. Blaue Waldbeeren, rote und schwarze Kirsche. Der Delikatessenfaktor ist riesig in 2020. Was den Wein so groß macht, ist bei aller Leichtigkeit diese Spannung, eine Konzentration ohne Üppigkeit, eine Nachhaltigkeit ohne Schwere. Der sanfte, filigrane Druck, der dennoch so viel Intensität und Konzentration mitbringt. Eine absolut geniale Säure für 2020. Ein Wein so komplett wie ein Clos des Ducs von Angerville, einfach in sich völlig schlüssig. Nimmt den Genießer sofort mit und lässt nur wenige Fragen offen in seiner entwaffnenden Balance und Klarheit. Einfach nur traumhaft schön. 97-100/100