Lobenberg: Der Schlossberg stammt von sehr alten Burgunder-Klonen und auch einer burgundischen Selection Massale aus Pommard. Auch dieser Wein wächst komplett auf Vulkangestein. Das Gestein heißt tephritische Larven und enthält deutlich mehr Eisen. Ich weiß nicht, ob es an der Selection Massale liegt, aber der Schlossberg ist trotz der Eisenunterlage von allen drei Großen Gewächsen oft das harmonischste, kompletteste GG. Die Harmonie ist bestechend. Er liegt aromatisch und stilistisch zwischen Eichberg und Kirchberg, das ist in fast jedem Jahr so. Im steilen, windgeschützten Kernstück dieser historisch bedeutsamen Steillage, staut sich die Wärme und schafft ein einzigartiges Kleinklima, das die Weine besonders prägt. Ganz zarte, blaue Frucht, kristallin und pur. Süße und herbere Waldbeeren, Holunderblüte, Wacholder, Zimt und Nelkenpfeffer, so unglaublich fein und getragen. Eine ätherisch-florale Note von Pfingstrosen darüber. Es gibt nichts Üppiges oder Schweres an diesem feinen Wunderwerk. Wie duftig, wie schön, wie fein, wie zärtlich ist dieser Wein und dennoch ist er in keinsterweise zu verwechseln mit einem Burgunder, auch wenn es vielleicht so klingt. Er fühlt sich in seiner ätherischen Leichtigkeit durchaus an wie ein Chambolle-Musigny, aber die Nase ist doch ganz eigenständig, wir haben eben vulkanische Böden und keinen Kalk hier. Was den Wein so groß macht, ist bei aller Leichtigkeit diese Spannung, eine Konzentration ohne Üppigkeit, eine Nachhaltigkeit ohne Schwere. Der sanfte, filigrane Druck, der dennoch so viel Intensität und Konzentration mitbringt. So fein in sich verwoben, ruhig und erhaben, unglaublich delikat. 2019 ist unglaublich hedonistisch, weil es die perfekte Balance aus Salz, Frucht und Frische hat. Kristallin und hochfein, dennoch zupackend und mit mineralischer Vibration aus der Tiefe. Ein Wein so komplett wie ein Clos des Ducs von Angerville, einfach in sich völlig schlüssig. Nimmt den Genießer sofort mit und lässt nur wenige Fragen offen in seiner entwaffnenden Balance und Klarheit. Einfach nur traumhaft schön. 98/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Eine große, mächtige, fruchtstarke schwarze Nase im Stil eines Richebourg. Reicher Mund, satte Schwarzkirsche mit Stein, weniger vulkanisch, eher an Kalkstein erinnernd. Sicher das oplunteste und überwältigendste GG von Friedrich Keller, und doch auch eher fein als fett. So kann Pinot Noir hier in großen Jahren sein, wie ungemein schön. 98-99/100