Lobenberg: Rothlauf ist eine der Top-Lagen von May. Der Weinberg ist über 50 Jahre alt. Die Weinbergsarbeit geschieht bei May nach Bioland-Zertifizierung, der Ausbau im Stückfass aus heimischer Spessart-Eiche mit langem Hefelager, auch ein Teil Edelstahl und Betonei. So eine schicke, geschliffene, elegante Nase, Weihrauch, Pumpernickel, schöne Mandarinenfrucht, Kamille und Wiesenblüten. Enorme Präzision für einen Silvaner, fast Riesling-artig. Saftig und druckvoll mit animierender Grapefruitbitternote, herb, kräutrig, steinig, kühl und ruhig. Das ist kein Blockbuster, kein Schreihals, er zeigt sich eher aristokratisch verschlossen in der Jugend und entfaltet sein Potenzial über die lange Reifung. Er hat unglaublich viel Dichte und Substanz, die sich in der großen Länge zeigt, aber es kommt eben ohne jegliche Wucht oder Kraftmeierei, bleibt leise und feinziseliert in hell-steiniger, salzig unterlegter Frucht. Dabei kommt aber auch so viel Frische, Säure und Mineralität durch, dass der Wein keineswegs fett wird. Im Gegenteil, der 2020er hat erstaunlich viel Zug und schlanke Frische unter seiner strukturellen Kraft. Durch seinen Schliff und die prägnante Salzspur bleibt er trinkfreudig und fokussiert. Wer Silvaner liebt, sollte stets ein paar gereifte Jahrgänge Rothlauf im Keller haben. 98/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Gelbe Birne mit Limette unterlegt. Stein, Estragon, Coreander. Im Mund Phenolik, Tannin, unreife Birne, deutliche Maischestandzeit, aber genau das macht den Wein spannend. Druckvoll, ich hätte 2020 nicht so powervoll erwartet, ziemlich lang. Ein Godello aus Valdeorras hätte Pate stehen können, cool climate und mineralisch. Spannend. 96-97/100