Lobenberg: Der Escherndorfer Lump öffnet sich wie ein Parabolspiegel gen Süden und fängt das ganze Jahr über die Sonne ein. Der Steilhang mit Muschelkalkboden ist perfekt vor kühlen Nordwinden geschützt. Dieser Silvaner hat einen Restzucker circa 4 Gramm bei 13,5 % Alkohol und über 6 Gramm Säure, klassische Werte. Dieser Wein stammt aus 35 bis 40 Jahre alten Reben, die jüngeren gehen in den Ortswein. Der Silvaner bekommt eine Maischestandzeit, auch um die Schalen etwas aufzuweichen, weil Silvaner sich nur sehr schwer pressen lässt. Tolle Nase, glockenklar und voll auf der saftigen europäischen Frucht laufend. Gelbe und grüne Birne, roter Apfel, Vergissmeinnicht, feiner Darjeeling Tee. Das Faszinierende an diesem Stil von Horst Sauer ist diese Brillanz und Klarheit der Frucht. Der Mund zeigt eine wahnsinnig schöne Mineralik aus dem Escherndorfer Lump, der besten Lage Escherndorfs. Dazu eine für Silvaner tolle Frische bei gleichzeitig feinstem Schmelz hintenraus. Das entscheidende ist aber die totale Harmonie zwischen der großen Reife und der Frische und dann diese Terroir-Intensität. So glockenklar, mit Präzision, total geradeaus laufend aber auch mit fruchtbetonter, saftiger Verspieltheit. Im Ausklang kommt wieder die leicht salzig-kreidige Mineralität, lang und mundfüllend, dabei hocherfrischend und leichtfüßig. Völlig anders als bei Rudolf May, aber durchaus sich anschickend in der Liga des Schäfers von May zu spielen. Schön diese zwei ganz unterschiedlichen Stilistiken auf demselben Level zu haben. 95/100