Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2021

Rudolf May: Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2021

BIO

VDP

Zum Winzer

94–96
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 94–96/100
Falstaff: 93+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2021

94–96
/100

Lobenberg: Seit 2016 wird alles biologisch bewirtschaftet, seit 2019 ist May offiziell Naturland zertifiziert. Die Bewirtschaftung ist schon seit vielen Jahren Bio. Die Weinreben sind um die 40 Jahre und älter, Südsüdost-Exposition. Die Gärung findet im offenen Holzgärständer statt. Der anschließende Ausbau erfolgt in einem neuen Doppelstückfass aus Spessarteiche von 400-jährigen Bäumen, die Rudolf May mit dem Fassbauer Aßmann und einem Förster der Gemeinde selbst aussuchen konnte. Das Holz ist enorm dicht und feinporig. Der Wein bleibt bis zum ersten Umzug auf der Vollhefe in diesem Fass und verbleibt danach weiter auf der Feinhefe im gebrauchten Holzfass. Diese Holzbegleitung bekommt dem Schäfer ganz besonders, denn ein großer Silvaner kann so erhaben sein wie ein großer Chenin Blanc von der Loire. Hoher Peronosporadruck in 2021, extrem arbeitsintensiv als Ökoweingut, aber am Ende konnte durch einen deutlich besseren Spätsommer eine volle Reife erreicht werden. Der sonnige September hat die Trauben dann gerettet. Unglaublich feine Mischung aus weißer und leicht grünlicher Frucht, Birnenschale, Apfelblüte, ganz helle Lakritze, Limettenzeste, Steinsalz und Feuerstein. Man merkt direkt, dass dieser Silvaner nicht mit berstender Frucht überzeugen will. Gerade im kühleren Jahr 2021 wirkt er kräuterig, würzig, in sich ruhend. Er besticht durch karge Mineralität, eben wie die besten Chenin Blancs, die Rebsorte tritt hier in den Hintergrund. Im Mund eine tolle Struktur zeigend, die dem Wein einen raketenmäßigen Antrieb verleiht. Das feine Holz und die Hefelagerung schafft den Rahmen, dass es aber trotz immensem Mineralausdruck und Säurezug nie aggressiv wird. Die May’sche Geschmeidigkeit passt hervorragend zu diesem vibrierenden Cool-Climate-Jahr 2021. Es ist so fein und erhaben. Zitronengras und Zitronenmelisse in Fleur de Sel aufgelöst. Der Silvaner tritt hier in den Hintergrund, es geht um Lagen- und Bodenausdruck. Und Silvaner kann das, genau wie Riesling, hat aber eben eine völlig andere Art. Silvaner ist häufig unterschätzt, obwohl er eben genau das abbilden kann, was sonst keine weiße Rebsorte in Deutschland abbilden kann, das was die großen Chenins von der Loire so perfekt können. Das ist genau die Lücke, die in Deutschland klaffen würde, wenn wir keinen Silvaner hätten. Das ist ein großer Wein, ein eleganter Wein, ein sehr eigenständiger Wein. 94-96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

93+
/100

Falstaff über: Silvaner Der Schäfer Erste Lage

-- Falstaff: Komplex in der Nase, reife gelbe Früchte, gelbe Blüten, Kalkgestein, Kräuterwürze, dezent jodig. Am Gaumen cremig, feingliedrige Säure, mineralische kräutrige Würze, saftige gelbe Frucht, lang am Gaumen, salzig im Nachhall. Trinkfluss garantiert. 93+/100

93
/100

Suckling über: Silvaner Der Schäfer Erste Lage

-- Suckling: A ripe and generous dry silvaner for the 2021 vintage with ample ripe mirabelle, quince fruit and a glaze of butterscotch. Plenty of creaminess from long sur lie maturation plus some fine tannins underlining this and adding to the tension from the chalky minerality. Drink or hold. Screw cap. 93/100

Mein Winzer

Rudolf May

Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist und als Mensch doch in sich ruhend. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren. Aber alles in Einklang mit der Natur – wie seine Bio-Weine.

Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2021