Lobenberg: Hier haben wir Arianna Occhipintis Interpretation des sizilianischen Klassikers Nero d’Avola. Ein charaktervoller Wein mit viel schwarzer Kirsche, Schlehe, etwas Sauerkirsche, ein kreidig-hefiger Schleier liegt über der Frucht, auch eine zarte Süße unterlegt die Nase. Am Gaumen haben wir Nero d’Avola-typisch eine Komposition aus dunklen Früchten, reife Brombeere, Zwetschke, Pflaume, Blaubeere, aber nicht ins Marmeladige abdriftend, sondern auf der frischen Seite der Dunkelfruchtigkeit bleibend. Cassiwürze, eine an saftige Blutorange erinnernde Säurestruktur mit mürbem, kreidig abklingendem Tannin im Nachhall. Dieser Nero-d’Avola fernab des Mainstreams ist definitiv eine erfrischende Auslegung dieser Rebsorte! 93-94/100
2019 war im Südosten Siziliens ein besonders warmes, trockenes Jahr. 40°C sind hier tagsüber nichts Außergewöhnliches, und die hohen Tagestemperaturen werden regelmäßig mit kühlen Nachttemperaturen von gerade mal 20°C ausgeglichen. Dieses Jahr tauchten erstmals die »Chiccalina« in den Weinbergen des Südostens Siziliens auf. Die kleinen Grashüpfer lieben den Saft der Rebenblätter, was dazu führt, dass diese früher braun werden und der Rebstock folglich die Fotosynthese verlangsamt. Bei Trauben aus betroffenen Weinbergen ist besonders viel Gefühl im Keller gefragt. Es muss behutsam gepresst werden, um sicherzustellen, dass keine grünen Aromen aus den Traubenschalen extrahiert werden. In diesem Jahrgang kann daher nicht generalisiert werden, denn die Qualität der Weine hängt sehr vom Können der Winzer ab. Bei vielen Weingütern erfolgte die Lese 2019 einige Wochen später, um den Trauben mehr Zeit zum Reifen zu geben. Bei Topweingütern erfolgte eine penible Selektion, dennoch waren die Alkoholwerte durch geringere Zuckerwerte niedriger als gewöhnlich und die Weine zeigen sich trotz der Wärme des Jahrgangs elegant und mit präziser Frische.