Lobenberg: Der Weinberg wurde 1912 bepflanzt, also über 100 jährige Reben. Ganztraubenpressung mit nur minimal kurzer Maischestandzeit in 2018, um die pH-Werte nicht ansteigen zu lassen. Florian hat hier spezielle Verfahren bei der Pressung angewendet, um das Maximum aus dem Traubenmaterial für jede Stufe herauszuholen. Alles über 100 Oechsle und aus dem reinen Vorlaufsaft ohne Pressdruck wurde für die Süßweine selektioniert und nur der aus der sanften, langsamen Pressung gewonnene Saft mit über 90, aber unter 100 Oechsle wurde für die trockenen und feinherben Weine verwendet. Natürlich wie immer alles spontanvergoren im Moselfuder. Die Nase zeigt zunächst eine prägnante Würze in dunkler Steinigkeit, fast Lavastein, Feuerstein-artig, auch immens salzig schon in der Nase, fast an Austernschale erinnernd. Die reife Frucht ist elegante, eher weiß mit feinen gelben Einschüben, weiße Johannisbeere, Nashibirne. Der Fruchtkern ist sehr klar, reintönig von heller Aromatik, die Würze und die Mineralität bilden einen spannenden, dunklen Kontrast dagegen. Vielleicht ein Hauch Quitte und Mirabelle, aber eigentlich gibt es hier wie in so vielen Mosel und Saarweinen keine bissige Zitrusfrucht und im Schonfels auch kaum Exotik, alles ist sehr clean, sehr straight, kristallin. Während sich die Ayler Kupp wieder etwas expressiver und mit Reminiszenz an die Mittelmosel präsentiert ist Schonfels sehr erhaben und in sich ruhend, es ist das ausgeglichenste der GGs von Florian Lauer und damit dasjenige, welches den 2016ern in Sachen Feinheit und Balance am nächsten kommt. Auch im Jahr 2018 bleibt die Nase des Schonfels vergleichsweise fruchtkarg, wir haben etwas Curry, eher salzig-würzig als fruchtbetont, das wirkt unkonventionell und spannend, jedenfalls sehr nobel und zurückhaltend für einen 2018er. Der Mund ist nicht minder erhaben und bleibt eher weißfruchtig, weißer Pfirsich, helle Birne, auch Renekloden. Das Ganze wird umspielt von einer tiefgreifenden Salzspur. Die überreifen Trauben wurden rigoros aussortiert, dadurch bleibt der Kern schön fokussiert in der Frucht, natürlich mit viel Druck, sehr reif, sehr cremig und schmelzig am Gaumen. Florian liest ja eher spät, nur goldgelbe Trauben. Der Mund ist entsprechend voluminös und einnehmend, aber auch sehr saftig mit einem Hauch Quitte, Grapefruit und Pomelo. Hier haben wir doch mehr von der typischen 2018er Frucht als die mineralisch-salzige Nase verraten wollte. Der Ausklang ist lang, feinsalzig, kräutrig, Basilikum und Zitronengras. Auch der feine Säurezug zeigt sich dann prägnanter erst im Nachhall und bewahrt die Eleganz, fängt die Cremigkeit und das Volumen der Frucht ab und hält alles auf Linie. Die salzige Mineralität tut ihr Übriges für einen sehr eleganten Schonfels, aber elegant natürlich im Kontext von Florian Lauers saftigem, voluminöserem Stil, dem der Jahrgang 2018 mit der schönen Frische aus der vollreifen Frucht zusätzlich entgegenkommt. Das ist der beste trockene Wein, den Florian dieses Jahr produziert hat und ein Beweis dafür, dass Eleganz und Üppigkeit sich nicht ausschließen müssen, wie wir es auch vielfach beispielhaft in 2018ern aus Bordeaux und von der Rhône erleben können. 96-98+/100