Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2021

Horst Sauer: Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2021

VDP

Zum Winzer

93–94
100
2
Scheurebe 100%
5
weiß, süss
12,0% Vol.
Trinkreife: 2022–2031
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 93–94/100
Falstaff: 91+/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2021

93–94
/100

Lobenberg: Der Escherndorfer Lump öffnet sich wie ein Parabolspiegel gen Süden und fängt das ganze Jahr über die Sonne ein. Der Steilhang mit Muschelkalkboden ist perfekt vor kühlen Nordwinden geschützt. Die kerngesunden Beeren werden entrappt und bekommen dann eine 24-stündige Maischestandzeit. Danach wird spontan vergoren und vier bis fünf Monate auf der Hefe ausgebaut. Der Restzucker liegt bei etwas über 20 Gramm bei über 7 Gramm Säure, ziemlich das Optimum. Das ist eine meiner jedes Jahr gekauften Scheureben, weil dieser Wein von Horst Sauer einfach so ein Unikat ist, da er einen Bereich abdeckt, den kaum ein anderer Wein zu treffen vermag. Die Säure lässt den Restzucker kaum spürbar werden, macht diesen Wein einfach so genial süffig. Gerade in 2021 nimmt die frisch-pikante Säure den Zucker einfach mit. Es gibt nur einen feinen Schmelz, in dieser von Mandarine, Maracuja und Ananas geprägten Frucht. Hohe Intensität des mit feinen Südfrüchten unterlegten Duftes. Nur gesundes Lesegut, keine Botrytis und trotzdem diese wollüstige Fruchtopulenz, das ist schon ein Hammer. Der Wein hat Länge, Frucht und eben eine immensen Fruchtdruck. Er trinkt sich angenehm leicht dank seiner tollen Spannung. Der Speichel fließt in Strömen. So saftig und aromatisch. Das ist ein großer Spaßmacher und eine tolle Alternative zu Riesling, Silvaner und den Üblichen. Das ist viel fruchtiger als jeder Silvaner, aber weniger zitrisch als jeder Riesling. Dafür ebenso intensiv, so reif und vollmundig, wirklich spannend. Nein, Scheurebe kann nie Weltklasse darstellen, aber sie kann auf ganz hohem Niveau große Freude bereiten. Der Wein ist für das was er kostet eigentlich ein Superschnäppchen, weil er so unglaublich köstlich ist. 93-94/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

91+
/100

Falstaff über: Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage

-- Falstaff: Duft nach reifer Schwarzer Johannisbeere, gequetschte Stachelbeere, dahinter liegt etwas Mandarine, apart. Am Gaumen mit prägnanter Säure, verhaltene Süße, wieder Johannisbeere, aber auch etwas Mango, zart schmelzend, elegant, zu pikanten Gerichten ideal. 91+/100

Mein Winzer

Horst Sauer

Horst Sauer und seine Tochter Sandra bearbeiten zusammen über 18 Hektar der besten Weinberge Frankens. Als Horst Sauer den Betrieb, der bereits vom Urgroßvater gegründet wurde, vom Vater übernahm, waren es gerade 2,5 Hektar ohne Selbstvermarktung.