Lobenberg: Der Niersteiner Riesling wird ab 2022 Steiner heißen, weil er ohne Jahrgangsbezeichnung kommt, denn er ist aus einem fassgelagerten Solerasystem der Jahrgänge 2017 bis 2022. Alle Fässer sind unter Florhefe gereift, wie im Jura oder Sherry-Gebiet, aber mit Kais ausgeklügelter Technik überhaupt nicht oxidativ, sondern strahlend klar. Er ist schon ein Künstler, was das angeht, so etwas traut sich in Deutschland sonst keiner – und ohne die jahrelange Experimentiererfahrung damit würde es auch keiner hinbekommen wie Kai. Aus den Fässern seiner Reserve-Lagenweine, die lange unter Florhefe liegen entstehen immer wieder Teile der Blends, die dann nicht in die finale Assemblage kommen. Aus diesen Partien entsteht der »neue«, alte Niersteiner aus Ersten Lagen. Die Aromatik ist nussig unterlegt und würzig, beim ersten Hineinriechen denkt man sofort an den Nikolaihof, an diese tiefe Würze, diese totale Entspanntheit und Ruhe in der Aromatik. Der Mund ist lebhaft und sehr frisch, zitrisch und intensiv, hat viel Säurefrische-Energie. Limette trifft Erdnuss, ein bisschen Grüntee und Salbei. Kai Schätzel erfindet sich immer wieder neu, gerade wenn man meint, er hätte schon alles probiert, kommt er wieder mit etwas Neuem um die Ecke. Nach wie vor ein Freigeist wie kein Zweiter. 93-94/100