Lobenberg: Der Nierstein Riesling ist jetzt eine Erste Lage mit viel abgestuftem Material aus den GGs und aus ersten Lagen aus Nierstein, quasi die Turboversion des ehemaligen Ortsweins. Wie immer alles aus biodynamischer Bewirtschaftung. Natürlich auch zu 100% spontanvergoren im Stückfass und Halbstückfass, mit Trub und allem was sonst häufig vorgeklärt wird, hier kommt das mit ins Fass. Kai Schätzel will so viel wie möglich vom Weinberg mit in die Gärung nehmen. Wie gesagt stammt ein großer Teil des Traubenmaterials aus Ölberg, Hipping und Pettenthal und einem kleinen Teil aus klassifizierten ersten Lagen. Alles überwiegend vom roten Schiefer, jedes Fass wird einzeln als Individuum verkostet und dann entweder in das GG gegeben oder in den Nierstein Riesling Erste Lage gegeben. Das ist weniger eine Frage der Qualität der Fässer, als vielmehr der Typizitäten, die man hier ausdrücken will. Die Nase zeigt gleichzeitig eine warme, kräuterige Würze und einen kühlen, leicht reduktiven Touch mit viel Feuerstein. Das ergibt einen sehr spannenden Mix. Saftiger, reifer, gelber Pfirsich, Quitte, ein wenig Orangenschale, eine leichte Ingwerschärfe dazu, Kumquat und Grapefruit. Man spürt stets diese Komplexität aus den verschiedenen selektiven Lesezeitpunkten, die alle ihre unterschiedlichen Aromenprofile einbringen und den Weinen von Schätzel diesen animierenden Kick geben, der sie auszeichnet. Natürlich zeigt auch der Nierstein Riesling diese tiefe, kräuterig umspielte Hefewürze, etwas grünen Tee und Gesteinsmehl, viel Feuerstein. Auch eine innere Spannkraft wird schon geruchlich angedeutet, wie ein Sprinter der am Startblock steht, voller Spannung und Konzentration. Am Gaumen löst sich diese Spannung dann mit dem Eintritt auf der Zunge in gelbwürzigem Saft auf, der Gaumen wird überflutet mit Pink Grapefruit, unreifer Quitte, gelbem Pfirsich und unsüßer Honigmelone. Der Nierstein Riesling verfügt über satten Zug und Druck, der sich am Gaumen dann aber in charmanter feinwürziger, gelber Frucht mit kräuteriger Hefewürze auflöst. Extrem viel Salz treibt die saftige, reife Rieslingfrische und die tiefe, erdige Würze vor sich her und verleiht dem Niersteiner Flügel. Der Ausklang ist griffig, kräuterig-herb, fest gewoben, intensiv salzig und Terroir-geprägt und dennoch bleiben wir auch charmant, wir bleiben auch trinkig und saftig. Aber man spürt welche Substanz und welches Potenzial in diesem Niersteiner Riesling steckt. Der Wein ist spannungsgeladen in seiner mit Salz bepackten, kräuterwürzigen Frucht. So schmeckt der rote Hang mit der Schätzel DNA, der frische Wind an der Rheinfront ist eine salzige Brise mit Spontitouch, grandios. 95-96/100