Lobenberg: Wie immer alles aus biodynamischer Bewirtschaftung. Die unterschiedlichen Moste werden alle zu 100 Prozent rein spontanvergoren, größtenteils in deutschen Stückfässern und Halbstückfässern. Das ist kein Orangewein im eigentlichen Sinne, auch wenn die Maischen unterschiedlich lange Standzeiten gemacht haben und teilweise Ganztrauben in Traubensäcken in die gärenden Moste gegeben wurden. Beizeiten mit den Füßen untergestoßen, damit die gesamte Gärung quasi unter einer natürlichen CO2-Schutzschicht unter Sauerstoffabschluss stattfindet und der Most vor Oxidation geschützt ist. Also kein reiner Orangewein, keine Oxidation, dennoch alles so naturbelassen wie möglich, das war die Idee hinter diesem spannenden Wein. Kai Schätzel hat hier seiner Experimentierfreude freien Lauf gelassen, aber alles tip-top clean, stabil und reintönig. Das sorgt dann für eine erfrischende, klare Nase von einem optisch eher trüben Wein und das ist genau die Idee hinter dem Naturweiss. Kai Schätzel ist schon seit über 10 Jahren in diesem Naturweinbereich unterwegs, damals gab es den Begriff noch gar nicht wirklich in Deutschland. Mittlerweile ist er angekommen und muss sich nicht mehr zu den jungen Wilden zählen, die jeden Quatsch mitmachen müssen. Den Wein zwar so naturbelassen wie möglich zu erzeugen, aber dennoch eine Präzision, Frische und die puristische Linie auszudrücken für die Schätzel steht. Hier sind Maische-Anteile drin, zudem leicht geschwefelte Anteile, sowie ungeschwefelte und auch ein paar Partien, die unter Florhefe gereift sind, wie im Jura oder Sherry üblich. Alle Experimente, die Kai in den letzten Jahren in kleinen Teilen gemacht hat, finden jetzt hier ein schlüssiges Ziel. Auf einen total stabilen, für jeden zugänglichen Naturwein hat er hingearbeitet und jetzt ist er erstmals mit einem Blend aller Teile genau dort angekommen, worauf er jahrelang hingearbeitet hat. Riesling, Weißburgunder, Silvaner, Müller-Thurgau, alles ist ein bisschen hier drin, aber Riesling ist die DNA. In 2022 hat aber auch die burgundische Cremigkeit des Weißburgunders eine gewisse Dominanz. In die Nase steigen Grapefruit, Heu, Wiesenkräuter, süße Erde, viel weißer Pfirsich, Zitronenmelisse. Auch im Mund ist es nicht mehr so extrem wild wie früher, bekommt eine Trinkigkeit und Animation, die Kimchi-Aromatik früherer Tage ist etwas runtergetunt, es schmeckt harmonischer, angekommener, ist richtig trinkbarer Stoff geworden. Natural ist im Gutswein angekommen. Und was manch Leser jetzt nicht glaubt: Der Wein ist dazu nicht nur spannend, sondern auch unglaublich lecker. Kai selbst trinkt diesen Stoff sogar gerne als Naturspritz mit einem Schuss Wasser im Sommer. 93+/100