Schäfer Fröhlich: Riesling Bockenauer Schiefergestein 2022

Lobenberg: Das Lesegut war perfekt reif dieses Jahr, aber von der Reife auch nicht wirklich hoch, der Alkohol ist moderat. Die Trauben stramm und knackig geerntet wie immer. Der Vulkangestein kommt zu 100 Prozent aus dem Felseneck, ist also quasi ein Zweitwein von den jüngeren Reben, wobei die Reben auch schon 25 bis 35 Jahre alt sind. Das macht die enorme Qualität und diese berauschende Mineralik des Weines aus. Die Nase ist würzig und reduktiv, hat einen enormen Spannungsbogen. Die Steinigkeit ist etwas heller als beim Vulkangestein. Der Wein hat einen schönen Oszillographen zwischen Stein, Salz, Säure und Frucht. Die Säure hat schon eine feine Pikanz, aber ist total reif, weniger einschneidend als letztes Jahr, reifer und geschmeidiger. Genialer Grip im Nachhall, flintig, zieht sich richtig in die Länge hintenraus, feinsalzig, saftig. Kühl und schlank, total geschliffen, aber das ist auch kein Wunder, denn die Reben sind in 5 Jahren wohl GG-Material. Der Wein fließt wie ein Bach über Kieselstein den Gaumen runter. Die Transparenz des Jahrgangs ist famos, der Bodengeschmack, die Würze und der Tanningrip kommen so gut raus. 2022 hat einfach ein geniales Spiel, es ist vielleicht einen Hauch zugänglicher, weil die Säure seidiger ist. Doch vom Charakter der kühlen, schlanken Feuersteinauslegung ist es die ganz logische Fortsetzung von 2021 und 2020, obwohl es wieder ein völlig anderes Jahr war. Ein fantastischer Terroirwein der Nahe, Schiefer pur! 94-95+/100