Saturio Ried Bügeln 2017

Garagenwinzer Nikolai

Saturio Ried Bügeln 2017

97+
100
2
Merlot 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2022–2047
Verpackt in: 1er OHK
9
voluminös & kräftig
unkonventionell
saftig
strukturiert
pikant & würzig
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 97+/100
Gerstl: 19+/20
6
Österreich, Thermenregion, Guntramsdorf
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saturio Ried Bügeln 2017

97+
/100

Lobenberg: Der Saturio, was als die große Zufriedenheit gemeint ist, ist ein wirklich sehr spezieller Wein. Ein reinsortiger Merlot aus einer Einzellage, dem Ried Bügeln. Gesamtproduktion 1100 Flaschen, ausgebaut in drei Taransaud und zwei Seguin Moreau Barriques. Andreas Nikolai vinifiziert nur diesen einen Wein, in der Garage seines Wohnhauses. Ein totales Unikum. Um nicht zu sagen eine absolute Kuriosität - in jeder Hinsicht. Ich bin auf den Wein aufmerksam geworden, weil Bordeaux-Koryphäe René Gabriel mir den Hinweis gab, dass das doch eine sehr spannende Geschichte wäre. Schon die Verpackung dieses Weines ist eigentlich ein Ereignis, so wie alles drumherum. Jede Flasche kommt in einer verzierten Holzkiste, was an sich noch nichts außergewöhnliches ist. Die Flasche allerdings hat unter ihrer langen Wachskapsel ein mit 24 Karat vergoldetes Emblem aus Stein angebracht. Eine solche Steintafel mit zwei Damen mit Weingläsern wurde vor circa 2000 Jahren in der Thermenregion um die Heimat des Garagenwinzers Nikolai gefunden und ist Zeugnis der langen Weinbautradition durch die Römer in dieser Region. Besonders kurios ist noch dazu, dass sich am Flaschenboden eine kleine Audioinstallation befindet, die auf Knopfdruck Vivaldis Frühling spielt. Und nein, das ist kein Scherz. Winzer Andreas Nikolai wünscht sich, dass man den Klängen beim Einschenken des Weines lauscht, das soll die Vorfreude erhöhen. Nun, das Drumherum mag man kitschig finden oder genial, das ist wohl Geschmacksache. Das Wichtigste ist aber der Inhalt der Flasche. Und darum ging es auch René Gabriel bei seiner Empfehlung, der nach der ganzen Geschichte mit der Musik aus der Flasche auch erstmal höchst skeptisch war. Als er dann probierte, war er aber schnell überzeugt, dass dieses Projekt hier kein Quatsch ist. Und, dass Andreas Nikolai seinen Anspruch den besten Merlot Österreichs zu erzeugen durchaus sehr ernst meint. Direkt nach dem Einschenken dominiert eine dunkle Mineralik, viel Graphit und Goudron, Tabak, Kirschkerne und feine Rauchnoten, nebst leicht angetrockneter Schwarzkirsche, Blaubeere, Pflaume, anfangs noch eher steinig-würzig unterlegt. Nach einer Stunde Luftkontakt dreht sich das Ganze in eine viel süßere Richtung, süße dunkelrote Beerenfrucht, üppig, verführerisch, satte Schwarzkirsche. Die graphitige Mineralität hat sich zu süßen Gewürzen gewandelt, Lakritze, Kakao, Milchschokolade, Vanille, ein Hauch Marzipan. Üppig und doch fein bleibend, nicht überbordend, aber definitiv nicht mit den Reizen geizend. Der Mund ist dann viel weniger üppig als man von der süßen Nase vielleicht erwarten könnte. Natürlich ist der Saturio voll präsent, dicht, voluminös, zieht sich wie Seide über den Gaumen, ganz feine Tannine, sehr poliert, total harmonisch. Das ist überhaupt nicht fett oder überreif, es bleibt immer fein, seidig und getragen. Eine saftige, pikante Salzspur trägt die volle Frucht mit einer gewissen Leichtigkeit. Dennoch total vereinnahmend, den gesamten Mundraum beschlangnahmend, samtig und seidig auf Schwarzkirsche, Maulbeere, Himbeere, Valrhonaschokolade und Süßholz laufend. Butterweiche Tannine, feinsalzige Mineralität, unendlich viel Süße und Würze in der Frucht, alles vereint sich schon jetzt zu grandioser, hedonistischer Balance. Eigentlich direkt trinkreif, weil er so harmonisch und delikat ist und weil alles total reif ist und nichts stört. Große Länge. Die saftige Beerenfrucht und süßer Tabak hallen immer wieder in den seidigen Tanninen nach. Das kann sich durchaus mit einem sehr guten Pomerol messen, das macht schon ordentlich Druck von unten, Power ohne Ende. Die Assoziation zu Vivaldi passt hier dennoch sehr gut, denn der Saturio ist auch schon sehr fein. Ob das daran liegt, dass Andreas Nikolai auch die Reben dieses Weinberges mit Vivaldi beschallt das sei mal stark in Frage gestellt. Aber ein sehr seriöser, hedonistischer und beeindruckender Wein ist das allemal. Die große Feinheit. Der beste Merlot Österreichs? Gar nicht unwahrscheinlich. 97+/100

19+
/20

Gerstl über: Saturio Ried Bügeln

-- Gerstl: Der atemberaubend tiefgründige Duft zeigt eine überaus edle Fruchtfülle und ist mit unfassbar viel Terroir unterlegt, die Komplexität beeindruckt, das ausdrucksstarke Duftbild deutet auf ein konzentriertes Kraftbündel hin. Im Antrunk wirkt er erstaunlich schlank, aber explosiv und mit vibrierender Mineralität unterlegt. Der Saturio baut auch am Gaumen auf köstliche Frucht, sie wirkt aber niemals dominant. Der Wein beeindruckt mit bombastischer Kraft, überschwänglicher Fülle, raffinierter Süsse und erfrischender, butterweicher Säure. Aber all das kommt erstaunlich leichtfüssig daher. Das ist ein echter Weltklasse-Merlot, absolut eindrücklich! Was den Wein aber besonders auszeichnet: sein unwiderstehlicher, betörender Charme! Er hat irgendwie auch etwas Schlichtes an sich, er wirkt genauso sympathisch wie das Winzerpaar, das ihn erzeugt hat. 19+/20

Mein Winzer

Garagenwinzer Nikolai

Die Geschichte des Merlots von Garagenwinzer Nikolai beweist zwei Dinge. Zum einen, dass man mit einer Vision, einem Top-Weinberg und dem nötigen handwerklichen Fleiß beinahe aus dem Nichts einen großen Wein erschaffen kann. Und zweitens, dass ein Merlot, der in der Thermenregion wächst, in der Lage...

Saturio Ried Bügeln 2017