Lobenberg: Wer hat schon mal Sekt mit 9,5% Alkohol probiert? Niemand! Denn gesetzlich braucht es mindestens 10,0% vol. um einen Schaumwein Sekt zu nennen. Das war 1984 in diesem viel zu kühlen, regnerischen Jahrgang kaum möglich. Aber hier entstand idealer Grundwein für Sekt, der deutlich knackiger in der Säure sein muss und auch nicht so reif wie bei einem fertigen Stillwein. Florian darf ihn nicht Sekt nennen, nur Schaumwein ob der juristischen Regel. Wie lächerlich, wenn man dieses handgerüttelte Steillagenprojekt probiert hat. Um Juli 2017 wurde diese Charge dégorgiert. Der Schauwein verbrachte also 33 Jahre auf der Hefe in der Flasche! Die Farbe ist goldgelb aber hat auch einen vitalen Neonstich beim Schwenken. Im Vergleich zum 1988er Sekt ist die Perlage deutlich milder. Allein das Bouquet ist schon etwas strenger, der Sekt hat weniger Fruchtsüße. Ein Komplexitätswunder. Man hat hier etwas Aprikosenkonfitüre, dann auch Petrol und eine Nase wie bei einem gereiften Riesling Kabinett aus den 80ern von der Mosel. Am Gaumen ist das ein ganz schlanker, aber zugleich extrem tiefgründiger Sekt. Die Säure ist sehr präsent aber nicht zupackend. Der Sekt schwingt, tänzelt am Gaumen. Man hat viel Waldmeister, auch Stachelbeere und etwas Dill. Dann kommt aber auch etwas Karamell. Keine Botrytisnoten, lediglich etwas Petrol. Er ist feiner und hellfruchtiger als der kräftigere 1988er. Hinzu kommt noch etwas Matcha-Tee und frischer Ingwer. Das ist enorm eigenständig. Florian Lauer empfiehlt selbst diesen Sekt auch mal über zwei Tage zu probieren. Dann trinkt er sich am Ende wie ein gereifter Stillwein. Absolut abgefahren, wie hier Tiefe und Leichtigkeit vereint werden. Kaum ein 1984er Riesling ist noch richtig gut. Aber hier wurde die Leichtigkeit des Jahrgangs als Steckenpferd genutzt. Als Sekt einfach großartig! 96-99/100