Lobenberg: Dieser Pinot wächst auf gelbem Schiefer mit einem hohen Lehmanteil. Er ist von daher von Haus aus etwas voluminöser. Der Wein wird mit 10% Rappen vergoren. Spontane Angärung, offene Maischegärung im Holz, danach Ausbau im 600- und 800-Liter-Holzfass. Der Wein hat, obwohl es komplett deutsche Klone sind, eine burgundische Nase. Sehr dunkelwürzig, sehr geschliffen, sehr stylisch, viel Graphit und schwarzer Pfeffer. Obwohl es kein neues Holz war, zeigt sich eine hauchfeine Eichenwürze dazu. Auch schöne Schwarzkirsche, Hagebuttentee, rote Waldbeeren, und wieder etwas von dieser an Graphit und Pfeffer erinnernden Schieferwürze. Eine wunderschöne Nase für einen Wein, der mit 15 bis 20 Euro als Einstiegs-Pinot-Noir schon wirklich überzeugend ist. Im Mund süße, rote Kirsche, auch ein bisschen Schlehe, etwas Amarena, sehr intensiv, aber auch minzig, kühl und geschliffen. Dann kommen die Rappen, dann kommt wunderschöne Mineralschärfe. Der Wein ist lang, dicht und voluminös in seiner stylischen Kirschfrucht mit der Graphitunterlage und dem Salz. Ganz frisch und immer fein bleibend. Die 10% Rappen sind auch hier zu spüren. Der Wein hat einen hohen Stylefaktor und ist schön fruchtbetont und hat trotzdem eine sehr klassische, burgundische Ausrichtung. Mit seiner großen Frische ist er eher ein Cote-de-Nuits-Wein aus einer wärmeren Gemeinde. Also Gevrey Chambertin könnte schon Pate gestanden haben von der Stilistik, auch wenn die Böden in Rüdesheim natürlich schieferig sind und nicht kalkig. Gefällt mir extrem gut. 93-94/100