Silvaner Der Schäfer Reserve Erste Lage 2021

Rudolf May: Silvaner Der Schäfer Reserve Erste Lage 2021

Weinclub

VDP

Zum Winzer

97+
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2038
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 97+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Der Schäfer Reserve Erste Lage 2021

97+
/100

Lobenberg: Ich habe mir dieses Jahr die Weinberge mit Rudolf May ausgiebig persönlich angeschaut. Hier stehen sehr alte Stöcke in dichter Pflanzung. Jedes Jahr gibt es geringe Erträge von kleinen, dickschaligen Beeren. Seit 2016 wird alles biologisch bewirtschaftet, ab 2019 wurde May Naturland zertifiziert, aber die Bewirtschaftung ist schon seit Jahren Bio. Die Weinreben sind um die 40 Jahre und älter, der Ertrag liegt bei gerade einmal 30 bis 35 hl/ha. Die Gärung findet im offenen Holzgärständer statt. Der anschließende Ausbau erfolgt im neuen Stückfass aus Spessarteiche. Die Holzfässer sind von 400-jährigen Bäumen, die Rudolf May mit dem Fassbauer Aßmann und einem Förster der Gemeinde selbst aussuchen konnte, das Holz ist enorm dicht und feinporig. Der Wein bleibt bis zum ersten Umzug auf der Vollhefe im neuen Fass und verbleibt danach weiter auf der Feinhefe im gebrauchten Holzfass. Die Reservefüllung wird insgesamt 18 Monate, statt 9 Monate im Stückfass aus Spessarteiche ausgebaut und unfiltriert abgefüllt. Diese extralange Holzbegleitung bekommt dem Schäfer ganz besonders, denn ein großer Silvaner kann so erhaben sein wie ein großer Chenin Blanc von der Loire. Durch diesen Reservecharakter bekommt der Wein noch mehr Ruhe, noch mehr Geschmeidigkeit, Tiefe und Substanz. Ein Wein, der nicht über Zitrusfrucht besticht, sondern über die Erhabenheit und Eleganz großer Chenin Blancs, über Quitte, Nashibirne, Melone, weißen Pfirsich, sehr fein und gleichzeitig sehr verspielt. Man merkt direkt, dass dieser Silvaner nicht mit berstender Frucht überzeugen will. Im Mund eine tolle Struktur zeigend, das Holz schafft den Rahmen, in dem die Frucht aus den zuvor angesprochenen Elementen spielt, dazu eine immense Blumigkeit, viele weiße Blüten, weißer Pfirsich, Melone, auch weißer Pfeffer, daneben ein wenig Hagebutte und vielleicht ein Hauch Rhabarber und Zitronengras, viel Assam Tee. Lang und intensiv mit tollem Körper, aber nie bloß das cremige, leicht ordinär Geschminkte eines Weißburgunders zeigend, oder gar das Grobe und Erdige eines Grauburgunder, oder gar die Chardonnay-artige Frucht-Opulenz. Silvaner ist eben fern von Burgundersorten, sie ist eine häufig unterschätzte Rebsorte, weil sie eben genau das abbilden kann, was sonst keine weiße Rebsorte in Deutschland abbilden kann, das was die großen Chenins von der Loire so perfekt können. Das ist genau die Lücke, die in Deutschland klaffen würde, wenn wir keinen Silvaner hätten. Das ist ein eleganter Wein, ein sehr eigenständiger Wein. Der Schäfer Reserve ist es die absolute Turboversion mit noch mehr Feinheit. Ein ganz großer Wein. 97+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

93
/100

Suckling über: Silvaner Der Schäfer Reserve Erste Lage

-- Suckling: This unusual dry silvaner has been deliberately vinified in a retro style with long sur-lie maturation on the full lees in large oak casks and was clearly bottled unfiltered with minimal sulphur addition. Impressive depth of quince-jelly and apple-ring character on the texturally complex palate, with modest acidity for this generally crisp vintage. Long, chalky finish. From vines planted in 1969. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap. 93/100

Mein Winzer

Rudolf May

Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren.

Silvaner Der Schäfer Reserve Erste Lage 2021