Rudolf Fürst: Weisser Burgunder R 2023

Rudolf Fürst: Weisser Burgunder R 2023

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Weißburgunder 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2040
voll & rund
mineralisch
Lobenberg: 97–98+/100
Deutschland, Franken
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weisser Burgunder R 2023

97–98+
/100

Lobenberg: Diese Weißburgunder stammt aus der besten Parzelle in der Ersten Lage Bürgstadter Berg. Cordonerziehung auf sehr kargem eisenhaltigem Buntsandstein. Die Reben sind fast 30 Jahre alt und die kleinbeerigen Trauben werden extrem selektioniert. Vinifiziert wird dieser Weißburgunder R genau wir der Chardonnay R. Das heißt burgundisch Machart. die Trauben werden ganz leicht als Ganztraube angequetscht mit den Füßen, um den Trub zu bekommen, dann langsam gepresst und direkt in 20 Prozent neuen Barriques vergoren. Anschließend auf der vollen Hefe im selben Barrique verbleibend ausgebaut. Der Wein verbleibt das erste Jahr in diesem Barrique dann wird einmal mitsamt der Hefe abgestochen in einen Stahltank für 6 Monate, um noch mehr Klarheit in die Frucht zu bekommen. Dann unfiltriert gefüllt und ein weiteres Flaschenlager angeschlossen. Das Holz ist, ganz ähnlich wie beim Chardonnay, sehr gut integriert. Nichts Lautes, alles fein. Diesen Sorten tut es immer gut, wenn die Traubengesundheit hoch ist, weil sie etwas kompakter wachsen als etwa Riesling, das war 2023 etwas schwieriger als in 2022. Es musste schon mehr ausgelesen werden. Der resultierende Wein ist kristallklar, ungeheuer straff und mit einem grünlich, herbwürzigen Duft, der schon die packende Dynamik im Mund vorankündigt. Was für ein Weißburgunder! Immenser Zug, zieht salzig-fein über die Zunge, dass es kracht, grüne Aprikose, grüne Walnuss, Zitronenverbene. Das ist schon deutlich energetischer und rassiger als das ruhigere 2022. Das ist berauschend gut, so immens stark hätte ich die Burgunder 2023 gar nicht vermutet. Noch besser als 2022, wer hätte das gedacht! In diesem burgundisch ausgebauten Stil ist das schon sehr Chardonnay-like, hat nichts zu tun mit den klassisch deutschen Weißburgundern aus dem großen Holz. Bei Fürst sind wir sehr frankophil in der Auslegung, das könnte auch ein schlanker Chassagne-Montrachet sein. Großes Kino für einen Weißburgunder.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Weisser Burgunder R 2023