Spätburgunder Tradition 2021

Rudolf Fürst: Spätburgunder Tradition 2021

VDP

Zum Winzer

93+
100
2
Spätburgunder 100%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2035
Verpackt in: 6er
9
seidig & aromatisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 93+/100
Falstaff: 92/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Tradition 2021

93+
/100

Lobenberg: Der Bürgstadter Berg zieht sich ins Erftal hinein, was ein kühleres Seitental des Maintals ist. Das kleine Flüsschen zieht sich vor Centgrafenberg und Hundsrück entlang. Hier ist es kühler als am Hang in Klingenberg. Der Gutsspätburgunder wächst zu über 90 Prozent in Bürgstadter Lagen, 30 bis 40 Jahre alte Reben in eigens dafür vorgesehenen Parzellen. Zudem gehen die jüngeren Reben aus den Bürgstadter Grands Crus hier mit ein. Spontan vergoren mit einem gewissen Rappenanteil und ausgebaut für 16 Monate in burgundischen Barrique-Fässern, überhaupt kein Neuholz. Kühle Kirschnase, rotbeerig, viel dunkle Würze, aber hellere Frucht als in 2020, kühl und kräuterig, ein bisschen schwarzer Pfeffer, Nelke. Der Mund ist unglaublich schick, schlank, feingliedrig, zart. Die sauerkirschige Säure ist mundwässernd frisch, der Speichel fließt die Backen hinab, salzig, griffig. Was für ein wunderbarer Spätburgunder, weil er so kühl und fein ist, leichtfüßig und tänzelnd. Erinnert schon sehr an die geniale Kühle von 2013. Das ist Cool Climate-Pinot Noir wie er nur aus Deutschland kommen kann – mega! Für Pinot-Fans ein Gutswein zum Verlieben. 93+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

92
/100

Falstaff über: Spätburgunder Tradition

-- Falstaff: Kühl und reintönig im ersten Duft. Es entwickeln sich Aromen von Kirsche, Cranberry und Johannisbeerblatt. Am Gaumen kühl, kräuterig, dabei reifer Gerbstoff und sehr präzise hellrote Frucht. Ideale innere Spannung, feine Säure und ein spannungsgeladener Nachhall. 92/100

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Spätburgunder Tradition 2021