Spätburgunder Klingenberger Schlossberg Großes Gewächs 2021

Rudolf Fürst: Spätburgunder Klingenberger Schlossberg Großes Gewächs 2021

Weinclub

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Spätburgunder 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2051
Verpackt in: 6er
9
pikant & würzig
saftig
strukturiert
3
Lobenberg: 97–100/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Klingenberger Schlossberg Großes Gewächs 2021

97–100
/100

Lobenberg: Der Schlossberg ist die wärmste Lage von Fürst. Süd-, Südwestexposition, also sehr warmer Nachmittag. Extrem viel Trockenmauern. Terrassen mit teilweise nur zwei Reihen, manchmal sogar nur eine. Alles Handarbeit. Wie an der Terrassenmosel, nur hier keine Einzelpfahlerziehung, sondern Drahtrahmen. Diese heißeste Lage der Spätburgunder von Fürst ist gleichzeitig aber nicht die drückendste, sondern die femininste, die zarteste Pinot-Noir-Anlage, weil die Weine eher etwas milder ausfallen. Die Weine sind auch weniger wild. Wie alles steht auch der Schlossberg auf reinem Buntsandstein. Reiner Fels mit etwas Verwitterungsauflage. Der Schlossberg stammt nicht aus Bürgstadt, sondern der Nachbarsgemeinde Klingenberg. Es gibt nur 1,3 Hektar, alles mit französischem Klon bestockt. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer »Vormazeration«. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Die kirschige, so strahlend helle Eleganz, die den Schlossberg stets auszeichnet neben den etwas dunkleren und steinigeren Bürgstädtern. Sooo viel süße Sauerkirsche, Lavendel und blühender Thymian, süße Herzkirsche. Die Bürgstadter sind beeriger, der Schlossberg ist einfach pure Kirsche. Was für eine Schönheit. In diesem kühleren Jahr passt das natürlich wie Faust aufs Auge im wärmeren Schlossberg, weil er fern jeglichster Üppigkeit ist, sondern einfach nur feingliedrig, tänzelnd und zart. Gott, ist das ein schicker Wein. Ein wunderschöner, kühler, animierender Saft. Der Schlossberg ist immer zugänglicher und offener als die Bürgstädter. Die Eleganz des Schlossberg ist betörend und am Ende ist er einfach eine riesige Delikatesse. 97-100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Spätburgunder Klingenberger Schlossberg Großes Gewächs 2021