Lobenberg: Die ältesten Reben des Weingutes, bis zu 50 Jahre alt. Die Reben des Hundsrück bestanden früher meist aus jeweils rund 50 Prozent deutschen und französischen Klonen, die allerfeinste burgundische Selektionen sind. Mittlerweile ist die französische Genetik stark überwiegend, weil Fürst peu a peu die deutschen Reben auf französische Selektionen umveredelt. Deutsche Stöcke machen wohl nur noch rund 10 Prozent aus. Der Weinberg ist insgesamt die Erste Lage Bürgstadter Berg, in der dann der Centgrafenberg und der Hundsrück als separate Große Lagen liegen. Der Hundsrück ist der kargste und eisenhaltigste Teil am Bürgstadter Berg – genau an einer Felskante. Der starke Eisenanteil schlägt natürlich voll durch. Der Bürgstadter Berg zieht sich ins Erftal hinein, was ein kühleres Seitental des Maintals ist. Das kleine Flüsschen zieht sich vor Centgrafenberg und Hundsrück entlang. Hier ist es kühler als am Hang in Klingenberg. Dieser Wein kommt komplett aus den Kernparzellen der Hanglagen, großteils terrassiert mit alten Trockensteinmauern. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer »Vormazeration«, das ist aber keine Kaltmazeration im eigentlichen Sinne. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Das Hundsrück GG wurde am 11. September geerntet. Der Hundsrück wurde, wie der Schlossberg auch, zu 100 Prozent mit Ganztrauben vergoren. Ausbau in burgundischen Barriques mit rund 60 Prozent Neuholzanteil. Unfiltrierte Abfüllung nach Ostern 2025. Nach dem Blockbuster 2022 kommt 2023 mit einer etwas filigraneren und minimal schlankeren Ausrichtung an. Er hat die größere Kühle, aber zugleich auch einen ungeahnten Charme in 2023, der an den Centgrafenberg anknüft, aber doch stringenter und etwas reduktiver bleibt. Ich bin sehr verblüfft über 2023, diese Perfektion hätte ich aus dem schwierigeren Jahrgang nicht erwartet. Der Hundsrück gibt sich im Duft eher steinig, zeigt dunkelbeerige Nuancen, grünes Zigarrendeckblatt und Graphitgestein. Die expressive Frucht von 2023 ist schon da, aber noch sehr engmaschig und verwoben, sie springt noch nicht aus dem Glas, sondern steht noch sehnig und straff im Startblock ready to take off. Der Hundsrück ist das eleganteste und kühlste GG bei Fürst, nach und nach legt er seine würzige, dunkelrote Beerenfrucht frei. Es ist schon etwas rotfruchtiger in der Art als 2022, aber so ungeheuer dunkel und dramatisch in der Mineralität. Der 2023er hat eine faszinierende Mischung aus straffer, kühler Säurefrische, dichter Beerigkeit und steinigen, herbsaftigen Tanninen – das Ganze ist so fest verwoben, dass ich nur staunen kann, wie viel Kraft aus diesem feinen Jahr herausgekommen ist. Das ist ein sehr feiner, glockenklarer Saft. Und hat doch schon deutlich mehr Power als etwa der 2021er Jahrgang und ist zugleich irgendwo verspielter in der Frucht als 2022. Wenn es nach Sebastian Fürst geht, könnte der 2023er Hundsrück am ehesten in einer Reihe mit 2013 und 2016 stehen. Kühl, elegant, rassig, perfekt reif, aber eben noch ziemlich knackig.