Rudolf Fürst: Riesling Bürgstadter Berg Erste Lage 2024

Rudolf Fürst: Riesling Bürgstadter Berg Erste Lage 2024

VDP

Zum Winzer

94–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 94–95/100
Gerstl zu 2023: 19/20
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Bürgstadter Berg Erste Lage 2024

94–95
/100

Lobenberg: Dieser Wein war vorher Bestandteil des Centgrafenbergs, der dann geteilt wurde in einen Teil Großes Gewächs sowie den anderen Teil, der jetzt in den Bürgstadter Berg heißt. Der Bürgstadter Berg ist also der Rahmen, in dem das Centgrafenberg GG liegt. Alles in extremer Hanglange auf rotem Buntsandstein. Nach der Lese werden die Trauben nur ganz kurz als Ganztraube angequetscht mit den Füßen und sofort abgepresst. Es gibt also keine Standzeiten, keine Phenolik oder Rappenwürze über diesen Weg. Es geht bei Fürst um Puristik und Klarheit beim Riesling. Ausbau in einem alten 1550 Liter Holzfass, das Fürst mal hat anfertigen lassen. Die Entscheidung die Rieslinge so zu erzeugen ist eine reine Stilfrage. Da wir hier auf dieser extremen Feinheit des roten Buntsandsteins liegen, ist die Puristik der Frucht im Vordergrund. Dennoch ist ein Fürst-Riesling ja nie wirklich fruchtfokussiert über die Vinifikation, sondern immer eher vom Boden geprägt. Wir sind in diesem Wein einen Quantensprung über dem Riesling »pur mineral«, obwohl der auch schon sehr gut ist. Aber die mineralische Textur, dieser samtige, aufregende Druck, der hier kommt, ist schon eine andere Hausnummer. 2024 war schon ein ziemlich cooler Jahrgang, wörtlich als auch vom Wetter. Fürst hatte schon gewisse Frostverluste in 2024, es gab nur 10 bis 15 hl/ha Ertrag bei den Rieslingen, spät gelesen mit vielen kühlen Tagen. Der Bürgstadter Riesling hat eine famose Würze, weißer Pfeffer über gelbem Apfel, warmer Stein, Nektarine, alles in straffer, eher kühler Art und eher leise und fein. Sebastian Fürst war mal mit Cornelius Dönnhoff in seinen Weinbergen unterwegs und stand vor dem Höllenpfad im Mühlenberg und war völlig baff: »Der sieht ja aus wie mein Bürgstadter Berg!«. Und tatsächlich sind sich die Weine relativ ähnlich im Stil. Ich mag diesen total gelassenen, unaufgeregten Stil von Fürst sehr.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
19
/20

Gerstl zu 2023 über: Riesling Bürgstadter Berg Erste Lage

-- Gerstl zu 2023: Sebastian Fürst kann den Jahrgang mit keinem anderen vergleichen, zumindest in diesem jugendlichen Alter. Wir sind auf jeden Fall überrascht, wie frisch und zitrisch die Rieslinge sich präsentieren. Genial, wie die Mineralität weit aus der Tiefe her aus dem Glas strahlt. Mineralische Kraft und florale Eleganz reichen sich die Hand – was für ein sinnliches Zusammenspiel. Auch am Gaumen präsentiert sich der Wein von der zarten, knackig frischen Seite – eben so wie man Riesling einfach liebt. Nur ganz fein kommen zitrische Aromen und ein kleiner Hauch gelbfruchtiger Nuancen zur Geltung. Viel mehr macht sich auch hier die Mineralität bemerkbar, die sich lange bis ins Finale hinzieht. 19/20

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Riesling Bürgstadter Berg Erste Lage 2024